Kenne deine Rechte

Zwei Jahre Pandemie – Geht’s uns schon besser?


Etwas mehr als zwei Jahre hält die Corona-Pandemie schon an, leider bringt sie auch eine weitere Krise mit sich: eine Welle an psychischen Krankheiten – wie Depressionen oder Angststörungen – bei Kindern und Jugendlichen, die massive Folgen mit sich zieht. Aber wie gehen wir als Gesellschaft mit diesem Problem um und welche Rolle spielen Bildungseinrichtungen?

55% der Jugendlichen mit depressiven Symptomen

Für viele junge Menschen war zwischen 2020 und 2022 folgendes Realität: soziale Isolation, eine Ungewissheit darüber, wie es weitergeht, und eine Schreckensnachricht nach der anderen. Durch diese Ausnahmesituation entstanden viele mentale Probleme für Jugendliche. Verschiedenste Studien haben diese Problematik bereits aufgegriffen: So hat beispielsweise eine Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie mit der Medizinischen Universität Wien die mentale Gesundheit von rund 3000 Schüler:innen ab vierzehn Jahren untersucht. Bei dieser im Zeitraum vom 3. bis 28. Februar 2022 durchgeführten Untersuchung stellte sich heraus, dass 55 Prozent der Teilnehmenden an einer depressiven Symptomatik litten, in etwa 50 Prozent an Angstzuständen, ein Viertel an Schlafstörungen und jeder Sechste an suizidalen Gedanken. [1] Eine andere Studie, die durch das SORA Institute of Social Research and Consulting mit 1212 Oberösterreicher:innen zwischen 16 und 25 Jahren durchgeführt wurde, ergab, dass sogar 35 Prozent dieser Altersgruppe an Suizidgedanken leiden. [2]

Reaktionen im Bildungsbereich

Um auf diese Negativentwicklung zu reagieren, haben Schulen diverse Strategien ausgeklügelt. Vor allem durch die Schulseelsorge, die Montag bis Freitag den Schüler:innen persönliche Beratung und Begleitung anbietet, konnte man beispielsweise im Stiftsgymnasium Melk viele Krisensituationen abfangen, beziehungsweise auch Therapieplätze vermitteln, erklärte Direktor Johannes Eichhorn im Interview mit Kenne deine Rechte. Zusätzlich zu diesem Angebot, welches als „großes Privileg“ empfunden wird, um dem gerade in der Oberstufe vermehrten Bedarf nach psychologischer Betreuung entgegenzukommen, wurde auch Präventionsarbeit geleistet: beispielsweise wurde im Februar Universitätsdozent Paul Plener, der auf Jugendpsychiatrie spezialisiert ist, für eine online Fragerunde der Oberstufenschüler:innen eingeladen. Anschließend gab es einen Vortrag für Eltern und Lehrkräfte, sowie eine Diskussionsrunde.

Ein Ruf nach struktureller Veränderung

Eine weitere Antwort auf diese erschreckende Entwicklung stellt das Mental Health Jugendvolksbegehren dar. Die Initiative, die auch als „Gut, und selbst?“ Initiative bekannt ist, setzt sich vor allem für Enttabuisierung von psychischer Gesundheit ein und fordert langfristige Änderungen, die beispielsweise Schulsupportpersonal und die Thematisierung von mentaler Gesundheit im Lehrplan betreffen. Denn: „Um das Thema psychische Gesundheit zu enttabuisieren, muss es auch im Unterricht aufgerollt und behandelt werden“. [3] Hierbei ginge es vor allem um Früherkennung und Präventionsarbeit.

Take-Away Message

Auch die psychische Gesundheit ist genauso wie die physische Gesundheit ein Menschenrecht, weswegen es wichtig ist, sich für diese einzusetzen: Insbesondere für die mentale Gesundheit junger Menschen, da diese besonders unter den Auswirkungen der Pandemie leiden. Man muss jedoch bedenken, dass die jungen Menschen die Zukunft von morgen sind, weswegen deren mentale Gesundheit besonders schützenswert sein sollte, auch im Angesicht der Tatsache, dass die Pandemie nicht die einzige Krise ist, die Narben auf der Psyche hinterlässt.

Quellen

[1] https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2021/16-prozent-der-schuelerinnen-haben-suizidale-gedanken.html
[2] https://www.nachrichten.at/meine-welt/gesundheit/corona-jeder-dritte-jugendliche-dachte-an-selbstmord;art114,3662887
[3] https://gutundselbst.at/volksbegehren/


Das könnte dich auch interessieren