
Generationen gestalten gemeinsam
Im Rahmen der Dialogveranstaltung „Generationen gestalten gemeinsam: Ein Blick in die Zukunft“ im Volkskundemuseum Graz diskutierten Menschen mit verschiedensten Lebensrealitäten zu Fragen der Diskriminierung und Inklusion. Klar wurde: Wie unterschiedlich die Erfahrungswelten verschiedener Menschen auch sein mögen, Respekt und Gesprächsbereitschaft sind zentrale Komponenten für gegenseitige Empathie und ein gelungenes Miteinander.
„Beim Reden kommen die Leut‘ z’samm.“ Das mag zwar zunächst wie ein Stehsatz klingen, ist aber unbestritten wahr. Und obwohl unsere Gesellschaft keineswegs das Reden verlernt hat, so kommunizieren wir doch oft nur mit einem eingeschränkten Kreis an Menschen. Bevorzugt sind das jene, die ohnehin die gleiche Lebensrealität oder Meinung wie wir haben. So erfahren wir zwar Bestätigung, unseren Horizont erweitern wir dadurch aber nicht. Schlussendlich werden wir in unseren Meinungen immer festgefahrener. Diese Engstirnigkeit zu beseitigen, war der Hintergedanke der Veranstaltung „Generationen gestalten gemeinsam: Ein Blick in die Zukunft“, die aus einer Kooperation zwischen Kenne deine Rechte, TANDEM – Generationen im Kulturdialog (Universalmuseum Joanneum) und den Lebenshilfen Soziale Dienste GmbH entstanden ist.
Dieser Dialog der Generationen fand am Mittwoch, den 25. Mai 2022, im Mitsprechzimmer des Volkskundemuseums Graz statt. Ziel des Events war es, Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten zusammen- und ins Gespräch zu bringen. Gemeinsam diskutierten Projektteilnehmer:innen von Kenne deine Rechte mit Senior:innen und Menschen mit Behinderung aus Einrichtungen der Lebenshilfe über die Themen Diskriminierung/Inklusion und widmeten sich den Fragen, was früher besser war, was wir aus der Vergangenheit lernen können und wie wir uns die Zukunft vorstellen. In einem dynamischen Gespräch entwickelten sich verschiedene Schwerpunkte: Die Frage des Umweltschutzes wurde intensiv thematisiert und Altersdiskriminierung, Engstirnigkeit, Alltagsrassismus sowie gegenseitige Achtung kamen zur Sprache. Dabei zeigte sich, dass die verschiedenen anwesenden Akteur:innen durchaus unterschiedliche Perspektiven zu den jeweiligen Themen einnahmen. Unterm Strich wurde aber dennoch vor allem eines deutlich: Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass es für ein gelungenes Miteinander mehr Verbindendes, mehr Dialog und mehr Respekt für alle Mitmenschen braucht.
Hier gibt es die Fotos in Großformat!
Diesen gemeinsamen Dialog aktiv zu suchen, fällt uns jedoch gerade in einer Zeit schwer, in der wir durch die sozialen Netzwerke und gesellschaftliche Spannungen oftmals in Diskursblasen – sogenannten Bubbles – landen. Sind wir erst einmal in diesen Bubbles gefangen, werden wir immer mit den gleichen Meinungen konfrontiert, hören das, was wir uns ohnehin selbst denken, und werden somit unempfänglich für andere Standpunkte.
Menschen neigen dazu, Bestätigungen der eigenen Meinung zu bevorzugen und abweichende Positionen abzulehnen. Die psychologische Forschung kennt dafür den Terminus des Confirmation-Bias, der sogenannten Bestätigungstendenz, die besagt, dass wir besonders gerne jene Informationen aufnehmen, die unserem eigenen Weltbild entsprechen. Kommunizieren wir also vor allem mit Menschen, die ähnliche Standpunkte vertreten wie wir, ist das besonders angenehm; wir müssen uns nicht einmal besonders anstrengend, um unsere eigenen Meinungen bestätigt zu finden. Sich mit anderen Positionen zu konfrontieren, kann aber umso wichtiger sein, um nicht mit einem Tunnelblick durch die Welt zu laufen, sondern im Trennenden das Gemeinsame zu entdecken und Empathie für andere zu entwickeln.
Mit Menschen zu sprechen, die andere Lebensrealitäten als wir selbst haben, kann daher ein erster Schritt sein, die Mauern in unserem Kopf zu durchbrechen und neue Perspektiven auf die Welt zu bekommen. Dialogveranstaltungen wie „Generationen gestalten gemeinsam: Ein Blick in die Zukunft“ sind hier ein vielversprechender Weg, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und ebendiese Mauern einzureißen.
Herzlichen Dank an Alexander Danner für die tollen Fotos!