Kenne deine Rechte

Jetzt reden wir! Wenn Schüler:innen streiken hören alle zu.


Die Schüler:innen streiken selten, aber wenn Sie streiken, ist es ernst. Dieses Mal geht es um die Matura, die dieses Jahr wieder fast gleich wie in den Vorjahren der Pandemie stattfinden soll. Wieso die Schüler:innen dagegen sind, erfährst Du im folgendem Artikel.  

Am 11. Jänner kündigte Bildungsminister Polaschek an, dass heuer die mündliche Matura wieder verpflichtend sein werde, jedoch werde es erneut Erleichterungen geben. So soll zum Beispiel die Arbeitszeit bei der schriftlichen Matura um eine Stunde verlängert und die Themenbereiche für die mündliche Matura eingeschränkt werden. Auch jetzt, Mitte Februar, gehen die Meinungen an den Schulen darüber auseinander.

Sehr viele Schüler:innen fordern, wie in den letzten zwei Jahren, eine freiwillige mündliche Matura. Über 100 Vertreter:innen der Schüler:innenschaft schrieben im Jänner einen offenen Brief an Bildungsminister Polaschek und die Bundesregierung, in welchem sie unter anderem folgende Punkte forderten:

  • eine freiwillige mündliche Matura
  • freiwillige VWA/DA-Präsentationen
  • die Kürzung von Themenpools für die schriftliche Matura um 30%

Ebenfalls drohten Schüler:innen mit Streiks. Die Träger:innen dieser Streiks sind die linken Schüler:innenorganisationen AKS Wien und PROGRESS. Die ÖVP nahe Schüler:innenunion kritisiert die Streiks als „destruktive Showpolitik“. Am 18.01.2022 streikten Schüler:innen in Wien und bereits zwei Tage später streikten die Schüler:innen auch in anderen Bundesländern.

Für viel Kritik sorgte zudem die Aussage des Bildungsministers, dass die Matura auch im Spital geschrieben werden könne. Rückhalt bot dem Bildungsminister die neue Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, die im Interview mit der ZiB sagte, dass man den jungen Menschen auch wieder etwas zutrauen könne.

Am 26.01.2022 streikten wieder österreichweit Schüler:innen. Dieses Mal werden sie auch von Politiker:innen der Grünen unterstützt. So ging die Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler mit den Schüler:innen auf die Straße. Ebenso war der stellvertretende SPÖ-Klubobmann Jörg Leichtfried mit dabei. Insgesamt berichteten Medien von Streiks an über 100 österreichischen Schulen. Schüler:innen verließen den Unterricht oder tauchten gar nicht erst auf, um auf sich und ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

Die Situation ist weiterhin angespannt. Viele Direktor:innen und Professor:innen sehen diese Streiks als unbegründet und „schwänzen“ an, denn das Gesetzt sieht kein Streikrecht für Schüler:innen vor, aber wohl eine Anwesenheitspflicht (§45 SchUG).

Aus jetziger Sicht wird sich die Situation, bevor es nicht eine andere Verordnung des Bildungsministers gibt, nicht beruhigen. Im schlimmsten Fall könnte es, wenn die Bedingungen gleichbleiben, zu einem Boykott der Matura kommen.

Wie es leider öfter der Fall ist, hört man selten auf uns junge Menschen, denn wir seien „unerfahren“ und wüssten nicht „wie die Welt funktioniert“. Genau aus diesen Gründen trägt dieser Artikel den Namen „Jetzt reden wir!“. Denn nur wenn die Schüler:innen so laut sind, dass man sie nicht überhören kann, hört die Politik hin. Jetzt ist die Zeit dafür gekommen.

Aus meiner Sicht würde ein Boykott der Matura niemandem guttun, weder den Maturant:innen noch dem Staat. Aber leider weiß ich auch, dass die Schüler:innen, auch ich, unter enormen Druck sind. Wir bemühen uns sehr, aus der momentanen Situation das Beste zu machen, aber trotzdem ist es nicht einfach. Es kann zum Beispiel sehr leicht passieren, dass man von einem auf den anderen Tag in Quarantäne muss und unsere Schulen sind meistens für den hybriden Unterricht nicht gut genug ausgestattet und/oder die Professor:innen selbst kommen mit der Situation „nicht klar“.

Es ist nicht nur wichtig, es ist sogar die Pflicht der Politik, sich um die Gesundheit der Schüler:innen zu kümmern. Ein gutes Zeichen dafür wäre, auf die Forderungen der Schüler:innen einzugehen und mit Vertreter:innen aus allen Schüler:innen-Organisationen eine Lösung zu finden , die für alle akzeptabel ist. Jedoch werden die Schüler:innen weder im Bildungsministerium noch im Staatssekretariat für Jugend gehört. So nähert sich die Matura, aber eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht.

Falls Du mehr darüber erfahren willst, kannst du diesen Instagram-Account abonnieren: https://www.instagram.com/maturastreik/

Falls du die Schüler:innen bei ihren Anliegen unterstützen willst, kannst Du eine Petition der AKS unter folgendem Link unterschreiben: https://www.change.org/p/bildungsminister-gerechte-anpassungen-bei-der-matura


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