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Es grünt so grün – auch in Graz?


Graz, die Hauptstadt der Steiermark – dem sogenannten Grünen Herz Österreichs – wird ihrem Ruf immer weniger gerecht. Zwischen regelmäßigen Sommer-(Asphalt)-Baustellen, unzähligen neuen Wohnbau-Projekten und großzügiger Asphaltierung von Grünanlagen, scheint die Stadt in mancher Hinsicht den Plan der Klimafreundlichkeit und einer grünen Zukunft aus den Augen zu verlieren.

Das Menschenrecht auf Umwelt

Am 7. Oktober 2021 wurde eine Resolution vom UNO-Menschenrechtsrat in Genf mit 43 von 47 Stimmen angenommen. Diese UNO Resolution erkennt an, dass Menschen überall auf der Welt das Recht auf ein Leben in einer sauberen und gesunden Umwelt haben.[1] Zugleich wurde mit ihr auch erstmals die Position einesSonderberichterstatters zum Klimawandel geschaffen. Diese legen regelmäßig Berichte zu Fortschritten in ihren Gebieten vor.[2] Eine der Gegenstimmen kam unter anderem von Russland mit der Begründung, dass Themen wie diese bereits in anderen UNO-Gremien behandelt werden würden.

Eine solche UNO-Resolution ist zwar nicht rechtlich bindend und hat auch keine direkten Auswirkungen, aber moralisch gesehen gelten sie als wichtige Standards. Mit so einer Resolution können auch strengere Umweltgesetze geschaffen werden.[3] Sie ist somit der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung.Mit genauerem Blick auf Graz können wir, entgegen der neuen Resolution, Folgendes erkennen:

(Ehemalige) grüne Flächen in Graz

Wo man sich nur umsieht, entdeckt man stets einen neuen bebauten, betonierten und versiegelten Platz in Graz. Das neuste Schreckensprojekt findet sich am Gadollaplatz, neben dem Styria Center unweit der Grazer Messe, wieder. Der fast 9.000 m2 große Park muss nun 190 neuen Wohnungen weichen.[4] An dieser Stelle ist es auch wichtig anzumerken, dass dieser Park die letzte Grün- bzw. Parkanlage des Bezirkes war.[5] Für alle, die es nicht wissen: Direkt neben dem einstigen Park befindet sich bereits ein großer Wohnblock, der teilweise leer steht. Genügend Wohnraum gibt es dort also.

Auch 2019 war in dieser Hinsicht ein Schreckensjahr, denn aufgrund der Umbauten des Kaiser-Josef-Platzes wurden teilweise die Grünflächen bei der Oper asphaltiert, damit die Marktstände dort stehen können und ja nicht den Autoverkehr stören. Neben problematischen Umwelt-Aspekten, kostete der ganze Spaß damals auch noch 50.000€ – und das (nur) um zwei Monate lang noch mehr Beton in der Stadt zu haben.[6]

Doch gab es nicht vor Kurzem das Versprechen, dass es keine Versiegelungen mehr geben wird bzw. sie stark reduziert werden und so ein grüneres und klimafreundlicheres Graz geschaffen werden soll?

Betonierung und Versiegelung im Grazer Wahlkampf 2021

Im Wahlkampf im Jahr 2021 war das Thema Bebauung und Begrünung ein großer Punkt. Der ehemalige Bürgermeister Siegfried Nagl hielt an dem bestehenden Plan der Stadtentwicklung fest.[7] Dennoch gaben bei einer Umfrage im Zuge des Grazer Wahlkampfes 210 von 300 Befragten an, dass das Angebot von Park und Grünflächen noch ausgebaut gehört und keinesfalls ausreichend ist.[8] Vor allem im Bezirk Innere Stadt fehle es ungemein an Grünflächen.[9]

Aber nicht verzagen, es gibt doch ein paar Lichtblicke am betonierten Horizont…

Nachbarschaftsprojekte – Dein Grüner Bezirk

Das Projekt „Gries.Grünt“ im Bezirk Gries startete schon 2018. Mittlerweile wurde am Griesplatz der Platz um die Mariensäule schon bepflanzt und mit zehn Hochbeeten ausgestattet. Des Weiteren befinden sich dort auch Loungemöbel, die zum Verweilen einladen sollen. Ein paar Schritte weiter wurden vor dem Platz der „Cuntra“ Wildstauden für Bienen und Hummeln gepflanzt sowie Insektenhotels platziert. Die nächsten Schritte sollen nun sein, dass der Griesplatz eine vertikale Begrünung bekommt. Außerdem wäre für Anfang 2020 geplant gewesen, dass auch die Bus-Stellplätze durch eine begrünte Zone ausgetauscht werden.[10]

Auch im Bezirk Lend, rund um das Lendviertel, wurde im April 2021 damit begonnen, mehr Grünflächen und eine (bessere) Begegnungszone zu schaffen. Hier wurde vor allem auf mehr Fußgängerzonen Wert gelegt. Mit Sitzecken und neu gepflanzten Bäumen soll das Lendviertel noch einladender werden.[11]

Warum also Grün?

Fazit ist, dass es in Graz dringend einer Änderung bezüglich Grünflächen und Bepflanzung bedarf. Mit einigen Nachbarschaftsprojekten werden diese Probleme nun „Bezirksintern“ angegangen. Der Ruf nach mehr Grün ist sehr laut. Mehr Begrünung ist nicht nur in Anbetracht des Klimaschutzes ein zentraler Punkt. Auch in den heißen Sommermonaten können Bäume Schatten spenden und Grünflachen kühlend wirken, da die Sonne nicht wie beim Asphalt direkt reflektiert wird. Des Weiteren zeigen viele Studien, dass Begrünung sich auch positiv auf die Psyche und den Körper auswirkt.[12] Ein grüne(re)s Graz ist also in jeder Hinsicht eine gute Investition.

Quellen

[1] https://orf.at/stories/3231639/

[2] https://orf.at/stories/3231639/

[3] https://orf.at/stories/3231639/

[4] https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/kritik-an-verbauung-beim-styria-media-center_a5101093

[5] https://www.jakomini-info.at/2019-09-17-jakomini-park-rueckkauf-oder-verbauung/

[6] https://grazer.at/de/kDnlZeuG/50-000-euro-fuer-asphalt-gruenanlage-wird-fuer-des/

[7] https://news.wko.at/news/steiermark/-Ein-Baustopp-in-Graz-wuerde-unsere-Stadt-laehmen-.html

[8] https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/grazer-fordern-mehr-parkanlagen_a4798217

[9] https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/grazer-fordern-mehr-parkanlagen_a4798217

[10] https://grazer.at/de/ibaSRbUh/startschuss-fuer-gruenen-griesplatz/ ; https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/griesplatz-begruenung-startet-bald_a4837600

[11] https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/startschuss-fuer-umbau-am-lendplatz_a4590950

[12] Magdalena van den Berg u.a, Health benefits of green spaces in the living environment: A systematic review of epidemiological studies, abgerufen unter https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1618866715001016 ; https://beyondgreenspace.net/making-the-most/making-the-most-evidence-and-resources/


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