Kenne deine Rechte

Gemeinsam allein– was können wir tun, um uns nicht zu verlieren?


In den letzten zwei Jahren wurden mehr Nachrichten versendet und Videocalls veranstaltet, als persönliche Gespräche geführt. Diese Verhaltensänderung hat bei manchen Spuren hinterlassen. Zeit, das zu ändern.

Reden ist Gold

Unsere Gesellschaft wird durch Kommunikation zusammengehalten. Zwischenmenschliche Kommunikation ist ein wichtiges Mittel, um Konflikte lösen zu können, Entscheidungen zu treffen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Zudem trägt sie dazu bei, die soziale Kontrolle beizubehalten und ist Motor jeder Kultur. Von Geburt an sind wir Menschen soziale Wesen. Eines unserer Grundbedürfnisse ist es, Bindungen einzugehen. Diese ermöglichen uns es, ein Sozialverhalten zu entwickeln und geben uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Das Bedürfnis nach Nähe ist so stark ausgeprägt, dass Babys ohne menschlichen Kontakt keine Chance hätten zu überleben. Welche Auswirkungen es haben kann, wenn wir keine Kontakte pflegen und uns über einen längeren Zeitraum zurückziehen, wurde schon öfters untersucht. Es wurde herausgefunden, dass bei Rauchen, Stress und Einsamkeit dieselben Reaktionen im Körper ausgelöst werden.

Einsamkeit macht krank

Menschen mit psychischen Erkrankungen und alten Menschen setzt Einsamkeit besonders zu. Doch auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen und fühlen sich im Vergleich sogar an doppelt so vielen Tagen allein. Gründe dafür sind zum einen die Urbanisierung und die Anonymität in den Städten, sowie die Digitalisierung. Die verzerrten Wirklichkeiten in den sozialen Netzwerken führen bei vielen Jugendlichen zu Frustration. Der eigene Körper wird weniger wertgeschätzt und als nicht attraktiv genug bewertet. Das begünstigt den Rückzug aus dem sozialen Umfeld. Hinzu kommt, dass einsame Personen eher dazu neigen, sich länger in den sozialen Netzwerken aufzuhalten. Das kann zusätzlich das negative Selbstbild bestärken und die mentale Gesundheit beeinträchtigen. Seit Jahresbeginn wurden mehrere Studien mit dem Forschungsschwerpunkt psychische Gesundheit publiziert. Die im Dezember 2021 veröffentlichte Studie der Donau Universität Krems kam zum Ergebnis, dass derzeit 62 Prozent der Mädchen und 38 Prozent der Burschen in Österreich über mittelgradig depressive Symptome aufweisen. Gründe dafür sind die Einschränkungen durch die Pandemie und Zukunftsängste. Das Hilfsangebot für Jugendliche und Senior:innen soll aus diesem Grund ausgebaut werden. Ziel ist es, die psychosoziale Gesundheit und das Wohlbefinden betroffener Personen wieder zu steigern.

Selbsthilfe ist der erste Weg zur Besserung

Die Homepage „IstOkay.at“ ist eine von der Donauuniversität entwickelte Anlaufstelle für Jugendliche, die versucht ein Teil der Lösung zu sein. Betroffene können sich hier über die Themenbereiche Angst- und Schlafstörungen, Depressionen und Stress informieren. Zusätzlich findet man Kontaktdaten von weitere Beratungsstellen, Sofort-Hilfen und Psychotherapeut:innen in der Nähe. Besonders weil sich der Alltag kräfteraubend anfühlen kann, ist es wichtig nicht zu vergessen, dass man nie allein ist. Psychische Gesundheit ist nicht selbstverständlich und kann mit Sport verglichen werden: es braucht ein Maß an Wille und meistens auch Überwindung.

Ideen, um das eigene Wohlbefinden zu steigern:

  • Schreib deine Gedanken und Gefühle auf, wenn du mit niemanden sprechen willst. Reflexionsfragen können dabei sehr hilfreich sein.

Beispiele:

Was stresst mich gerade und warum? – Was will ich gerade einfach mal loswerden? Wenn ich nicht scheitern könnte, was würde ich tun? – Für was bin ich dankbar?

  • Finde heraus, was dir Freude bereitet und versuche es, in deinen Alltag zu integrieren
  • Bewege deinen Körper. Schon nach einem kurzen Spaziergang (am besten im Grünen) ist das Gehirn bis zu 15% besser durchblutet. Konzentrationsfähigkeit und Kreativität werden gefördert.

Stellen, die Hilfe anbieten

Rat auf Draht: 147 (0 – 24 Uhr)

Telefonseelsorge: 142 (0 – 24 Uhr)

Telefonhotline der Schulpsychologie: 0800 211 320 (Mo-Fr: 8-20 Uhr; Sa: 8-12 Uhr)

Psychologische Studienberatung: www.studienberatung.at

 

Quellen

https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2021/psychische-belastung-bei-jugendlichen-weiterhin-hoch.html

https://www.istokay.at/weitere-hilfe/

https://www.minimed.at/medizinische-themen/psyche/einsamkeit-macht-auf-dauer-krank/

https://zackzack.at/2021/12/27/die-krise-der-jugend-wer-kuemmert-sich-in-der-pandemie-um-die-jungen-menschen/

Heringer, H. J. (2017). Interkulturelle Kommunikation (5. durchges. Aufl.). UTB GmbH.

 

 

 


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