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Sommerjobs: Jobsuche mit Happy-End und ohne böse Überraschungen


Vielleicht habt ihr euch ja auch schon überlegt, einen Sommerjob zu ergreifen. Im Normalfall ist ein Sommerjob nicht nur die erste Möglichkeit, sich sein eigenes Geld zu verdienen, sondern man lernt auch sehr viel fürs Leben und vor allem Dinge, die einem in der Schule nicht beigebracht werden. Doch auf was ist bei der Wahl des richtigen Sommerjobs zu achten, damit man keinen Job annimmt, der zwar sehr vielversprechend klingt, im Endeffekt aber wenig Geld bringt und schon gar nicht dem entspricht, was Recruter:innen oder  Websites versprechen? 

Wenn Fundraiser:innen einem auf der Straße Komplimente wie “Du schaust mir wie ein Tierschützer aus!”, “Du schaust nett aus!” “Ich brauch dich kurz” zurufen; wenn gefühlt hunderte junge Menschen im Auftrag von Lieferdiensten in die Pedale treten, um Essen auszuliefern; wenn lauter junge Erwachsene im Fußballstadion übergriffig gewordene Personen zurechtweisen, dann weiß man, dass eine Branche wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist: jene der Sommer-und Ferialjobs.

Allgemeine Vorteile eines Sommerjobs

Sommerjobs können eine extrem gute Chance sein, das eigene Selbstbewusstsein und die eigenen Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, insbesondere während der Tätigkeit als Fundraiser:in.

Hier kann ich nämlich auch aus eigener Erfahrung sprechen. Ich selbst ging letzten Sommer von Tür zu Tür und konnte viel in Bezug auf diese zwei Bereiche dazulernen. Nach nur drei Wochen im Sommer, in denen ich diesen Beruf ausgeübt hatte, merkte ich, wie sehr sich mein Selbstbewusstsein gesteigert hatte.

Selbstbewusstsein steigern durch den Sprung ins kalte Wasser

Das hatte vor allem damit zu tun, dass ich mit Menschen aus so gut wie jeder sozialen Schicht zu tun hatte und so schnell herausfand, welche Person ich mit welchen Argumenten von dem von mir beworbenen Projekt überzeugen kann. Somit habe ich außerdem einen super Einblick in die Lebenswelten der jeweiligen Personengruppen bekommen und lernte auch zu verstehen, wieso manche Leute gewisse Ansichten vertreten, die ich davor nicht nachvollziehen konnte, vor allem was das Thema Arbeitslosigkeit und Armut angeht. Im Übrigen hätte ich sonst bestimmt nicht gelernt, mit angsteinflößenden oder optisch vermeintlich merkwürdig aussehenden Menschen selbstsicher zu kommunizieren und sie dann letztendlich sogar zu einer Spende zu überreden.

Für mich war es jedes Mal ein Sprung ins kalte Wasser, wenn ich an eine Wohnungs- oder Haustür klopfen musste. Denn ich wusste nie, welche Überraschung mich nun treffen würde. Schließlich konnte ich von außen ja nicht erkennen, ob in der Unescostraße 21 ein 80-jähriger Rentner mit kleiner Pension oder eine junge Unternehmerin wohnt. Diese Herausforderung war sicher auch ausschlaggebend, dass ich mental so gestärkt war, um im Herbst eine für mein weiteres Leben sehr entscheidende Prüfung zu meistern.

So war ich es nun gewöhnt, in unangenehme Situationen zu kommen und diese dennoch seriös zu meistern.  So sind diese Berufe meiner Meinung nach in den Ferien, wo die meisten Jugendlichen genug Zeit und Energie haben, diese Jobs souverän auszuführen, der perfekte Einstieg in die Berufswelt. Sie helfen einem auch sehr in der Schule und im Studium.

Was einem bei den meisten Sommerjobs bewusst sein muss und Kritikpunkte

Was vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, insbesondere jenen, die davor noch nie gearbeitet haben, bewusst sein muss, ist, dass die Jobs in den meisten Fällen auf Basis von freien Dienstverträgen ausgeübt werden. Diese bringen nämlich leider einige Nachteile mit sich, die auf den ersten Blick nicht immer klar ersichtlich sind.

Leider wird von Unternehmen immer nur auf die positiven Aspekte von freien Dienstverträgen hingewiesen. Diese versprechen eine hohe Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitszeit und es ist keine besondere Ausbildung erforderlich, um diese Jobs auszuüben. Ob Schüler:in, Student:in oder alleinerziehende Mutter, jede:r der/die beim Vorstellungsgespräch authentisch und enthusiastisch auftritt, kann in den meisten Fällen solche Jobs ergattern.

Jedoch wäre dies zu schön, um wahr zu sein: sollte man doch auf den Job angewiesen sein und in Krankenstand gehen müssen, gibt es keine Entgeltsfortzahlung. Außerdem ist vielen Schüler:innen und Studierenden nicht bewusst, dass sie, wenn sie einen freien Dienstvertrag unterschrieben haben, ihr Einkommen, im Gegensatz zu beispielsweise zu einer geringfügigen Beschäftigung, selbst versteuern müssen. Somit gelten sie gesetzlich als Unternehmer:innen. Dies kann man aber aus Dienstverträgen, wenn man mit solchen noch nie etwas zu tun hatte, wie das bei vielen Jugendlichen und junge Erwachsenen der Fall ist, nicht so leicht herauslesen. Diese Art von Verträgen ist nämlich sehr kompliziert und ausgeklügelt formuliert. Man muss sich also dessen bewusst sein, dass man einen Teil des Geldes, das man verdient, eventuell abgeben muss und sollte sich den Vertrag sehr gut durchlesen und eventuell rechtlich prüfen lassen.

Sommerjobs – nicht grundsätzlich schlecht, aber mit Vorsicht zu genießen

Es ist aber nicht so, dass diese Jobs generell schlecht sind: Immerhin steigern sie das Selbstbewusstsein immens, man lernt sehr viel über die Ansichten von Menschen mit verschiedensten sozialen Hintergründen und verdient dadurch nicht nur Geld, sondern erreicht durch das Sammeln von Unterstützer:innen im Fundraisingbereich auch etwas Gutes für die Gesellschaft. Außerdem steigert das Arbeiten, das in vielen Fällen auch in Gruppen organisiert ist, die Teamfähigkeit, die in so gut wie jedem Unternehmen heutzutage und in Zukunft verlangt wird.

Dennoch steht für mich fest: Auch wenn manche Sommer- und Ferialjobs mit noch so flexiblen Arbeitszeiten oder guter Bezahlung locken, ist es auf jeden Fall immer von Vorteil, sich zuerst gut über den jeweiligen Dienstvertrag und die Arbeitsstelle zu informieren, damit man sich nicht wundert, wieso man weniger verdient, als davor erhofft, und die Job-Wahl ein Happy End hat!


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