
& History repeats itself
Antisemitismus. Unbegründeter Hass. Systematischer Mord. Sachen, die wir nie erlebt haben und uns eigentlich doch so nah sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es: ,Die Vergangenheit darf sich nicht wiederholen.‘ Trauriger Fakt: Sie wiederholt sich vor unseren Augen & keiner redet darüber. Man schaut weg. Warum? Etwa aus Angst? Weil wir denken, dass wir nichts ändern können? Durch unser Nichtstun, wird es nicht besser. Im Gegenteil: Es wird immer weitergehen.
Bestimmt jeder hat von der grausamen Situation der Uiguren gelesen, gehört oder gesehen. Die Uiguren sind ein Turkvolk und sind muslimischen Glaubens. In der chinesischen Region „Xinjiang“ werden Uiguren aufgrund ihrer Religion und Ethnie in ‚Umerziehungslager‘ oder sogenannte „Internierungslager“ inhaftiert. Man möchte damit die Auslöschung der religiösen, sprachlichen und kulturellen Identität der Uiguren erreichen.[1]
Uiguren werden gezwungen ihre Identität, Religion und Praktiken, wie zum Beispiel Beten, aufzugeben. Dies wird durch Folter, Zwangsarbeit, Zwangssterilisation, sexuellem Missbrauch, Kontaktverbot zur Familie und anderen unmenschlichen Bedingungen erreicht. Sie werden rund um die Uhr digital überwacht, somit wird ihnen auch noch das letzte Bisschen der Freiheit entzogen. [2]Was sind die Konsequenzen? Bislang gab es keine Konsequenzen. Weder rechtlich noch politisch.
Wie nimmt man in Xinjiang Stellung zu der ganzen Situation?
„Es gebe keine Internierungslager in Xinjiang“, heißt es dort, „lediglich Aus- und Fortbildungseinrichtungen für berufliche Fertigkeiten.“ Damit werde den Menschen geholfen, die sich von „terroristischem und extremistischem Gedanken haben verleiten lassen, aber noch keinen tatsächlichen und ernsthaften Schaden verursacht haben“. Ziel sei, sie „auf den richtigen Weg zurückzubringen, ihnen Schutz vor Terrorismus und Extremismus zu gewähren, eine sichere Beschäftigung zu schaffen (und) die Lebensqualität zu verbessern“, damit die Uiguren „ein glückliches Leben“ führen könnten.“[3]
Erfahrungsberichte zeigen jedoch, dass dies nicht die Realität ist.
Man spricht hier nicht nur von komplettem Freiheitsentzug, sondern auch von systematischer Auslöschung einer Minderheit, die uns bereits bekannt vorkommen sollte. Wenn uns die Geschichte eins gelehrt hat, dann dass man niemals wegschauen darf und es nicht blind akzeptieren werden sollte.
Wenn man sich die Situation der Uiguren anschaut, dann fällt schnell auf, dass es Parallelen zu dem Holocaust hat. Der jüdischen Minderheit wurde ebenfalls die Freiheit entzogen aufgrund ihrer Religion, Zwangsarbeit war ihr Alltag; Verlust der Familie, systematische Ermordung, Folter und Hungern standen ebenfalls auf der Liste. Menschen, die nichts getan haben und nur ein normales Leben führen wollten, wurde ihre Identität zu ihrem Verhängnis und ihr Leben nahm ein schreckliches Ende.
Hier sieht man, dass sich die Geschichte wiederholt und wir kein Stückchen schlauer geworden sind. Man denkt, unbegründeter Hass ist Vergangenheit, jedoch zeigt sich die Lage der Uiguren, dass die Vergangenheit uns wieder einmal eingeholt hat und so nah ist.
Es muss gar nicht immer so extrem sein. Hass kann sich nämlich auch in einer „milderen“ Form äußern, wie zum Beispiel als Diskriminierung am Arbeitsplatz, rassistische Aussagen im Alltag, unbegründete hasserfüllte Beiträge in den sozialen Medien, oder in Form von Homophobie. Hass begegnet uns in jedem Bereich unseres Lebens und begleitet uns auch durchgehend.
Deswegen sollte man in Bezug auf unbegründeten Hass, egal in welcher Form, nicht wegschauen, sondern etwas dagegen unternehmen. Wir müssen unsere Stimme für diejenigen nützen, die sie verloren haben oder sie nicht einsetzen können. Wir haben das Glück in einer Demokratie zu leben, deswegen ist es umso wichtiger unsere Stimmen zu nützen. Schaut nicht weg- es geht hier im Extremfall um Leben und um ungerechten Tod.
Weiterführende Links
Moderne Konzentrationslager? Die Uiguren in China
Neue Beweise für Uiguren-Umerziehungslager in China
Quellen
[1] Uiguren in China: Zwangsarbeit und Folter in Lagern – dringender Handlungsbedarf – FOCUS Online
[2] Grausamer Bericht aus China: Uigure schickt heimlich Nachrichten und ein Video aus der Haft – Politik – Tagesspiegel
[3] Wie China gefangene Uiguren zwingt, sich selbst zu bezichtigen | Welt | DW | 08.06.2020