
Wenn das Geld fehlt
Wenn von Kinderarmut die Rede ist, werden viele Menschen zuerst an Kinder und Jugendliche in Afrika, Asien oder Osteuropa denken. Kinder ohne Dach über dem Kopf, unterernährt und bettelnd auf der Straße. Armut hat viele Gesichter und auch in Österreich sind circa 300.000 Kinder und Jugendliche von Kinderarmut betroffen. Das entspricht in etwa jedem fünften Kind. Für ein relativ reiches und weit entwickeltes Land sind diese Zahlen erschütternd.
Was ist unter Kinderarmut zu verstehen?
Berechnet wird die Grenze zur Armut durch das Einkommen der Österreicherinnen und Österreicher. Das gesamte Einkommen Österreichs wird zusammengezählt und anschließend durch die Anzahl der Personen dividiert
. 50 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen verdienen über diesem Wert, die andere Hälfte darunter. Von Armutsgefährdung spricht man also, wenn ein Ein-Personen-Haushalt weniger als 60 Prozent des österreichischen Durchschnittseinkommens verdient. Je mehr Familienmitglieder ein Haushalt hat, desto höher liegt die Armutsschwelle.
Familien mit mehr als drei Kindern, mit Migrationshintergrund sowie Alleinerziehende, Arbeitslose und Bezieher/Bezieherinnen der Mindestsicherung sind häufig von Armut betroffen, ihre Kinder dann in weiterer Folge von Kinderarmut.
Im Wesentlichen unterscheidet sich die Kinderarmut in Österreich von der Armut in den Entwicklungsländern dadurch, dass die Armut aus Scham häufig versteckt wird. Eltern ist es unangenehm, um Ermäßigungen anzusuchen, und ständig die Armut kaschieren zu müssen, führt zu Stress.
Welche Konsequenzen zieht Armut nach sich?
Die Armut der Eltern zieht einige Konsequenzen für die Kinder und Jugendlichen nach sich. Kindergeburtstage können zu einem (finanziellen) Verhängnis werden, denn während andere Kinder Geschenke für das Geburtstagskind mitbringen können, sind Familien an der Armutsgrenze damit beschäftigt, sich die Grundnahrungsmittel und wichtigsten Haushaltsartikel leisten zu können.
Düster sieht es ebenfalls in der Freizeitgestaltung aus. Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen können oftmals nicht dieselben Freizeitaktivitäten ausüben wie ihre gleichaltrigen Schulkollegen/Schulkolleginnen. Auch Schulausflüge und Schulreisen sind sehr kostspielig und somit für ärmere Familien nicht finanzierbar. Durch die Nicht-Teilnahme an verschiedenen schulischen sowie privaten Veranstaltungen werden Kinder und Jugendliche oft ausgeschlossen und zu Außenseiterinnen/Außenseitern.
Nicht nur die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen der niedrigen sozialen Milieus lässt zu wünschen übrig. Die Zukunftschancen stehen ebenfalls schlecht. Eltern können ihren Kindern oft durch mangelndes Bildungsniveau nicht bei Schulaufgaben helfen oder mit ihnen lernen. Des Weiteren ist Nachhilfe keine Option, da dies sehr teuer ist. Diese Faktoren sowie das Nicht-dazugehören, führen oftmals zu einem Schulabbruch. Somit haben diese jungen Menschen nur einen niedrigen Bildungsabschluss und der nachfolgenden Generation wird es mit erhöhtem Risiko ähnlich gehen.
Kinder und Jugendliche, die in finanziell schlechter gestellten Schichten aufwachsen, finden nicht nur schwer Anschluss, vereinsamen dadurch und haben schlechtere Zukunftsaussichten, sondern haben oftmals neben den psychischen Problemen auch mit körperlichen Erkrankungen zu kämpfen. Die steigenden Mietpreise zwingen einige Familien, in dunkle oder feuchte Wohnungen zu ziehen. Durch die hohe Feuchtigkeit bildet sich häufig Schimmel und dies führt bei den Kindern und Jugendlichen zu Atemwegserkrankungen wie Asthma und Allergien.
Die Kinderarmut in Österreich ist nicht vergleichbar mit der Armut in Entwicklungsländern, dennoch existiert diese und lässt die Betroffenen leiden. Versteckt, aber mit ernsthaften Konsequenzen.