
Ja, ich will!
Werden wir uns schon bald um Formalitäten kümmern und Verträge unterschreiben müssen, bevor wir mit jemandem ins Bett gehen? Ist Einvernehmlichkeit wirklich so kompliziert und ist es tatsächlich notwendig, mit dem/der SexualpartnerIn umfangreich zu kommunizieren, bevor überhaupt etwas passiert ist?
Was ist Konsens?
,,Konsens ist, wenn zwei oder mehr Leute gemeinsam etwas zu dem Zeitpunkt zu dem sie es möchten auf die Art wie sie es möchten tun.“ [Definition: „Wir lieben Konsens“-Blog] Wichtig ist also, dass alle Beteiligten genau wissen, worum es geht und damit auch einverstanden sind. Dabei gilt vor allem das „Ja heißt Ja“ – Prinzip. Ein unausgesprochenes „Nein“ soll also nicht automatisch bedeuten, dass man mit einer bestimmten Handlung einverstanden ist
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Sexueller Konsens
Übertragen auf das Sexualleben kann man also mitnehmen, dass Konsens extrem wichtig ist. Immerhin sollte Sexualität von allen Beteiligten gewollt und erwünscht sein. Wenn kein Konsens besteht, übertritt man sehr einfach die Grenze zwischen schönen Erlebnissen und sexueller Belästigung.
So gilt es ebenfalls zu beachten, dass es nicht okay ist, Geschlechtsverkehr vorauszusetzen, wenn man vorher bloß das Einverständnis zu einem Kuss eingeholt hat und dann gegebenenfalls dabei kuschelt.
Der Platz von Konsens in unserer Gesellschaft
In Schweden tritt bald ein neues Gesetz in Kraft: Nach der #Metoo Debatte gab Schwedens Regierungschef Stefan Löfven bekannt, dass er ein Gesetz verabschieden möchte, welches verankert, dass man künftig aktiv um Erlaubnis für Geschlechtsverkehr bitten beziehungsweise vorher die Zustimmung des Partners/der Partnerin einholen muss. Ansonsten könnte eine Verurteilung wegen Vergewaltigung drohen, selbst wenn es zu keiner sexuellen Gewalt gekommen ist.
Es gibt einige GegnerInnen dieses geplanten Gesetzes, die meinen, sie müssten vor dem Geschlechtsverkehr nun eine Unterschrift von der/dem Geliebten einholen, um einer möglichen Verurteilung zu entgehen
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Dabei sollte man sich jedoch immer vor Augen halten, dass es kein besonders großer Aufwand sein kann, um ein einfaches „Ja“ zu fragen beziehungsweise dies selbst von sich zu geben. Und hat man diese Zustimmung erst, ist Sexualität auch gleich viel lebendiger und mit weniger Unsicherheit behaftet – so sollte es doch auch sein.
Um Konsens besser begreifbar zu machen, existieren im Internet nun auch schon viele Erklärungsvideos dazu, welche beschreiben, wie einfach das Ganze doch eigentlich ist. So wird in einem Video („Beidseitiges Einverständnis – so einfach wie Tee“) etwa gezeigt, dass man doch auch niemandem Tee aufdrängt (Vergleich mit dem Anbieten sexueller Handlungen), wenn die Person ihn stehen lässt und nun sichtlich keine Lust darauf hat.
Im Großen und Ganzen kann man also sagen, dass ein bisschen mehr Achtsamkeit und Sensibilität nie schadet. In einer offenen Gesellschaft ist es wichtig, Grenzen festzulegen und die unserer Mitmenschen zu erkennen und zu akzeptieren, vor allem bei der Sexualität! Wir alle haben andere Bedürfnisse und nehmen nicht alles gleich wahr. Aus diesen Gründen ist es enorm wichtig, mit anderen offen zu kommunizieren, um einander nicht zu verletzen.
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„Schatzi, entspann dich!“ (Julia Eibinger, Kenne deine Rechte, 30.11.2017)