
„Soweit unsere Hände und Stimmen reichen“ – Die Uptown Monotones im Interview
Drei Jungs, Musiker, bekannt vor allem seit ihrem Erfolg bei der ORF-Talenteshow „Die Große Chance“ im Jahr 2012
. Im Laufe der Steirischen Kinderrechtewoche hatten wir von Kenne deine Rechte die Möglichkeit, mit ihnen ein bisschen über die Menschenrechte zu sprechen. Von wem die Rede ist? Werner Posekany, Heli Markfelder und Ivory Parker – kurz: von den Uptown Monotones.
Die Steirische Kinderrechtewoche findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Wieso habt ihr euch dazu entschlossen, diese Aktion musikalisch zu unterstützen?
Heli: Kinder haben die leisesten Stimmen und sind bei der Durchsetzung ihrer Rechte oft auf Unterstützung angewiesen. Auch dadurch, dass Werner und ich selbst Kinder haben, stellt sich die Frage überhaupt nicht, ob wir Dinge wie Benefizkonzerte, wo es um Kinder geht, unterstützen wollen. Ivory arbeitet auch teilweise mit Kindern in Workshops.
Wie kann die Reichweite und der Einfluss einer populären Band, wie ihr es seid, generell am besten genutzt werden, um die Menschenrechte zu unterstützen?
Heli: Am besten soweit unsere Hände und soweit unsere Stimmen reichen. Überhaupt, wenn man irgendwo Zeuge von einer Aktion oder Aussage wird, die den Menschenrechten widerspricht, dann hilft es schon, wenn man nur aufsteht und sagt: „He, des geht so net“.
Ivory: Wir verkörpern die Menschenrechte auch mit der Musik die wir machen, weil sie komplett bunt ist. Wir versuchen einfach Spaß zu haben, wir lieben was wir machen und wenn man vielleicht diese positive Stimmung mitnimmt, dann kann man auch Zugang zu anderen Menschen finden. Wenn wir alle positiver aufeinander eingestellt wären, dann hätten wir sowieso viel weniger Probleme. Dann wäre das mit den Menschenrechten selbstverständlich.
Werner: Dem schließe ich mich auf jeden Fall an. Außerdem spielen wir heute hier im Dom im Berg und sagen den Leuten: „Passts einmal auf, da gibt es eine Kinderrechtewoche, wir sind am Start, wir spielen hier und finden das gut und glauben, dass man das unterstützen muss und soll“.
Gibt es gewisse Bereiche, wo das Gesetz Kinder und Jugendliche noch mehr schützen sollte?
Werner: Naja, Verbote machen selten alles gut. Ich glaube auch, dass die Linie verschwimmt. Bei einem Kind sagst du etwas und es befolgt das und findet es cool und das andere macht genau das Gegenteil. Natürlich macht es Sinn festzulegen, dass man bis zu einem gewissen Alter in der und der Location nicht alleine vorkommen oder gar nicht vorkommen soll. Weil man weiß, dass gewisse Einflüsse vielleicht nicht positiv für die weitere Entwicklung sind. Gebote, Richtlinien – ja, aber wo man wirklich ansetzt, also wie man als Gesetzgeber sagt, was erlaubt ist und was nicht, stell ich mir sehr, sehr schwierig vor. Da bin ich froh, dass ich das nicht entscheiden muss, ganz ehrlich.
Wie kann man Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund unterstützen?
Ivory: Das Thema Integration ist extrem tiefgreifend, weil so viele Faktoren zusammenhängen. Wie ist das Kind hergekommen, wie ist das Umfeld, … Im Leben geht es oft wirklich nur um Glück. Wenn du mehr Glück hast, kann es sein, dass du an einem besseren Platz bist. Und ich denke mir das Wichtigste ist, dass man die Möglichkeit hat, gewisse Sachen zu machen und zu träumen. Das ist der Grund, warum Leute gerne in die USA auswandern, weil sie dann oft auch sofort integriert sind – da nennt sich jeder sofort Amerikaner. Warum nennt sich bei uns nicht jeder sofort Österreicher?
Werner: Einer der Hauptfaktoren, der auch sehr stark mitspielt – glaube ich zumindest – ist die Religion. Die Religion, die da vorkommt wo du hinkommst und die du selbst ausübst. Das heißt, ich würde versuchen den Kindern nicht so eine einseitige Erziehung, auch in religiöser Hinsicht, angedeihen zu lassen. Vor allem wenn sie jetzt nach Österreich kommen, wäre es wichtig, dass Gott für alle da ist. Wenn man schon einen Gott hat, an den man glaubt, wenn man das braucht oder haben will, dann sollte der für alle da sein. Nicht nur für ein paar, verstehst du? Weil die Kinder kriegen solche Gedanken gleich mit und die trennen eben.
Heli: Egal aus welcher sozialen Schicht oder von wo jemand kommt, sollte er alle Chancen erhalten, die es nur gibt. Es sollte nicht so sein, dass zum Beispiel mein Vater eine gut gehende Firma hat und mich durch irgendeine Privatschule mit Unmengen an Förderunterricht boxt und ich dadurch Möglichkeiten habe, die jemand anderer nicht hat, der vielleicht für eine besondere Ausbildung viel geeigneter wäre. Außerdem: Staat und Religion sind sowas von zu trennen.
Braucht es eurer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit und Bewusstsein für Kinderrechte? Wenn ja, in welchen Bereichen wird das sichtbar?
Heli: Kinder sind oft ihrem Umfeld schutzlos ausgeliefert. Man kann sich das eh vorstellen, weil jeder aus dem Bekanntenkreis jemanden kennt, der aus schwierigen Verhältnissen oder auch aus normalen Verhältnissen kommt und mit einigem zu kämpfen hat. Je eher man sich darum kümmert, dass man Menschen so früh wie möglich abfängt und ihnen das Gefühl gibt „da ist jemand“, desto wertvoller ist das für die Gesellschaft und desto weniger Probleme wird es geben.
Werner: Besonders in der Kindererziehung sind auch starre Formen nicht möglich. Mit der Zeit muss sich die Erziehung verändern. Was Kinder in ihrer Umwelt mitbekommen und so weiter, das war als ich ein Kind war sicher zu einem gewissen Grad anders als heute
. Deshalb ist es wichtig, dass sich Menschen engagieren und schauen, dass Kinder zeitgerecht aufwachsen und entsprechend erzogen werden.
Ivory: Genau. Es ist meiner Meinung nach auch eine sehr extreme Zeit, was den Einfluss von außen betrifft. Weil du warst als Kind niemals so vielen anonymen Menschen durch den immer früher stattfindenden Kontakt mit dem Internet ausgesetzt. Das alles hat einen starken psychologischen Einfluss auf Kinder. Deshalb finde ich, wie Werner schon gesagt hat, dass sich das Umfeld, in dem Kinder aufwachsen, ständig ändert und wir gerade jetzt in einer Zeit sind, wo die Veränderung so schnell passiert wie noch nie. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinderrechte klar kommuniziert werden.
Abschlussstatement: Kinderrechte sind wichtig, weil…?
Ivory: …sie essenziell sind.
Heli: …Kinder die Zukunft sind.
Werner: …wir als Erwachsene schon etwas mehr gehört und gesehen haben und einfach sagen müssen: „Achtung, Kinder müssen geschützt werden, die brauchen den Schutz, weil sie sind selbst noch nicht so stark!“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Uptown Monotones für das Interview!
Interview und Text: Laura Klepeisz, Aufnahme: Thomas Beck