
Ein Alptraum
Ich schwanke, meine abgemagerten Beine zittern, ich kann meine Knochen sehen, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich meine Knochen nicht sehen konnte. Mein Magen ist leer, knurren tut er schon lange nicht mehr, ich bin es schon lange gewohnt Hunger zu leiden. Auf dem Kopf balanciere ich einen Eimer voll schmutzigem Wasser. »Beeile dich, sie brauchen das Wasser so dringend!« sage ich zu mir selbst.
Mutter ist krank, mein Vater ist schon lange tot, mein Bruder kann mir nicht helfen, er hat nur einen Arm, seitdem er als Kindersoldat für den Bürgerkrieg eingezogen wurde, sie sind auf mich angewiesen.
Meine Knie geben nach, ich sinke auf den verdorrten, unfruchtbaren Boden. Ich krieche zum nächsten Strauch, reiße die paar Blätter ab, die er noch hat und stopfe sie in meinen Mund. Ich höre Rufe aus dem Dorf, rapple mich auf und laufe so schnell wie möglich nach Hause, als ich ankomme, stehen schon alle in einem Kreis um die HelferInnen aus anderen Ländern, die uns immer zu Essen geben. Es ist lange her, dass sie hier waren, die Piraten sind schuld daran, sie blockieren die Küste
. Schnell hole ich die Schale, die ich von einem von ihnen bekommen habe und dränge mich in den Kreis. Bald komme ich an die Reihe, sie geben vorher immer den Kleinen zu essen.
Eine Frau beugt sich zu mir herunter, sie hat Tränen in den Augen. »Iss nicht alles auf ein Mal, teile dir dein Essen gut ein, ich weiß nicht, wann wir wiederkommen.«
Sie schließt die Augen, umarmt mich und geht.
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So könnte das Leben eines Kindes in Somalia aussehen.
Viel zu lange (fast 2 Jahrzehnte) herrschte der Bürgerkrieg, die jetzige Übergangsregierung ist nicht stabil, Piraten bedrohen wichtige Schiffsfahrtrouten und somit auch Nahrungsmittellieferungen für Millionen von Menschen. Und die Regierung hat auch keine Mittel um die Piraten zu stoppen, dadurch tun das teilweise Marinen anderer Länder, wobei die Piraten aber von den Geschäftemachern unterstützt werden, da die Piraterie “ertragreich“ ist. Die Piraten sind zum Teil ehemalige Fischer, die ihre Taten damit rechtfertigen, dass seitdem ausländische Schiffe illegalen Fischfang betrieben und die Gewässer überfischten, versuchen ihr Gebiet zu verteidigen. Auch DiplomatInnen, JournalistInnen und ÄrztInnen werden immer wieder Opfer von Anschlägen, daher gibt es wenige Organisation die Somalia helfen. Das ganze Land lebt in Angst und es gibt kaum Menschen die nicht hungern.
Weiterführende Informationen und Links:
Video: Somalia Land ohne Gesetz, Youtube
Menschenrechte in Afrika (Bundeszentrale für politische Bildung Deutschland)
Somalia: Gewalt, Armut und Hunger bedrohen Kinderleben (UNICEF)
Somalia: Zahl der Gewaltopfer bringt medizinische Einrichtungen an ihre Grenzen, Ärzte ohne Grenzen, 27.9.2010
Somalia: Unterernährung nimmt drastisch zu, Ärzte ohne Grenzen, 26.6.2008
Medienberichterstattung:
Krieg, Hunger, Terror: Failed States, Die Presse
Rund 2,5 Millionen Somalier von Hunger bedroht, Kleine Zeitung, 15.1.2011
Somalias Piraten kapern weitere Schiffe, Wiener Zeitung, 19.11.2008
Hungersnot im südlichen Afrika
. Erde essen, um den Magen zu füllen, Spiegel online, 25.7.2002