
Die zwei Gesichter von Spielfeld
Dienstagmorgen 8:00 Uhr. Mein Team und ich machen uns auf den Weg zum wohl momentan umstrittensten Fleckchen Österreichs. Die Rede ist von Spielfeld in der Steiermark. Dort, wo sich tausende Flüchtlinge aufhalten, die auf einen Weitertransport mittels Bus warten. Zwischen PolizeibeamtInnen, Flüchtlingen und BürgerInnen möchten wir heute mehr erfahren. Mehr über die aktuelle Lage fernab der Boulevardzeitungen.
Spielfeld Ort
In Spielfeld angekommen beschließen wir, dass wir unseren Wagen auf einem anscheinend gebührenpflichtigen Parkplatz abstellen. Nach einer viertelstündigen Suche nach einem Parkautomaten, die leider ohne Erfolg endete, entschieden wir uns dazu, in ein nahe gelegenes Wirtshaus zu gehen, um dort nach dem Ticketautomaten zu fragen.
Der Wirt erklärt uns, dass er diese Schilder zur Abschreckung für Taxifahrer und Busse, die Flüchtlinge weitertransportieren, aufgestellt hat, die seinen Parkplatz dazu nutzten, um ihre Fahrzeuge abzustellen. Er fügt noch hinzu, dass er beispielsweise über zwanzig Fahrzeuge am Parkplatz stehen hatte, aber nur fünf Gäste im Lokal. Außerdem fällt auf, dass auch viele Böschungen mit Absperrband versperrt sind, damit sich keine Taxis oder Kleinbusse hinstellen können. Anscheinend versuchen die BürgerInnen mit diesen Methoden die Lage selbst im Griff zu haben
.
Da wir von Polizeibeamten aufgehalten werden, beschließen wir mit dem Auto von einer anderen Seite zu kommen, um dort Antworten auf unsere Fragen zu finden.
Schauplatzwechsel – Slowenische Grenze
Wir können uns bis auf wenige Meter vom Brennpunkt entfernt vorkämpfen und sehen, dass es weder, wie in den Medien behauptet, Krawall noch sonstige Gewalt im Flüchtlingslager gibt. Alles hat einen geregelten Ablauf und die Polizeibeamten wirken ebenfalls sehr entspannt und geben uns auch Auskunft auf unsere Fragen. So erklärt uns ein Polizeibeamter, dass sie die Autobahn mit Stacheldraht abgesperrt haben, da die Flüchtlinge anfangs über die Böschung auf die Autobahn geklettert sind und dort den Verkehr behindert haben. Nach genauer Betrachtung des Stacheldrahtes stellte sich heraus, dass es kein gewöhnlicher Stacheldraht ist, sondern ein viel stärkerer, der sogar Panzerfahrzeuge aufhalten kann
. Zusätzlich wird das Areal um die Autobahn sowohl von slowenischen als auch von österreichischen PolizeibeamtInnen bewacht. Außerdem teilt uns der Polizeibeamte mit, dass für den heutigen Tag noch etwa tausend Flüchtlinge angekündigt sind, die in den nächsten Stunden eintreffen werden. Zu kritisieren ist, dass die Flüchtlinge an der Grenze nur erstversorgt und leider nicht registriert werden. Der einzige Punkt, bei dem ich den Medien ein kleines bisschen zustimmen kann, ist, dass es ein Müllproblem gibt. Man sieht überall um die Menschenschlangen herum Müll liegen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Lage direkt an der Grenze schon verbessert hat und man inzwischen auch gelernt hat, mit der Situation umzugehen. Wie viele Flüchtlinge diesen Punkt noch passieren werden, das weiß keiner so ganz genau.




Reportage und Fotos: Julia Derler