
Ist der Mensch ersetzbar?
Neue Studien prognostizieren, dass bis zu 50 % der heutigen Arbeitsplätze durch Maschinen bzw. Roboter ersetzt werden. Das wirft die Frage auf: Kann der Mensch ersetzt werden? Und wenn ja, bedeutet das Massenarbeitslosigkeit und Armut oder vielleicht sogar Wohlstand und ein „In-den-Mittelpunkt-Stellen“ von kreativen und selbstbestimmten Arbeiten?
Roboter sind effizienter als Menschen, sie können nicht vergessen, psychische Faktoren spielen keine Rolle, sie organisieren sich nicht in Gewerkschaften, sie müssen nicht entlohnt werden. Wenn sie beschädigt sind, kann man sie reparieren, wenn nicht, ist der Austausch nicht all zu schwierig
. Die Vorteile, die sich für Konzerne ergeben, wenn Arbeitskräfte von Maschinen ersetzt werden, überwiegen gegenüber den Nachteilen deutlich, wenn man den menschlichen Aspekt außer Acht lässt. Dass die Menschen immer stärker aus vielen Branchen, besonders aus den körperlich fordernden, zu Gunsten von Robotern verdrängt werden, ist daher nicht sonderlich überraschend. In den nächsten Jahrzehnten werden Roboter immer mehr Arbeiten übernehmen, so dass wir bald vor ganz neuen Herausforderungen stehen: Denn diese Entwicklung könnte dazu führen, dass die Arbeitslosenrate in die Höhe schnellt und dadurch das Sozialsystem, welches durch das Altern der Gesellschaft bereits enorm belastet wird, endgültig an seine Grenzen stößt. Die Sozialleistungen müssten kräftig gekürzt werden und Armut würde wie eine Seuche um sich greifen. Besonders betroffen von diesem Umbruch wären vor allem Arbeitsplätze, für die keine besonderen Qualifikationen gebraucht oder deren Arbeitsprofile von Routinen bestimmt werden, und zugleich auch die Menschen, die auf solche Arbeit angewiesen sind. Deswegen wird Bildung noch wichtiger werden, als sie ohnehin schon ist.
Bildung als Ausweg?
Besonders Österreich, wo das Schulsystem erlaubt, dass 15-Jährige die Schule abbrechen, auch wenn sie keine Lehrstelle gefunden haben und auch wenn sie mehrfach sitzengeblieben sind, hat hier einen großen Verbesserungsbedarf. Die Benachteiligung durch das Zwei-Klassen-System, Hauptschule bzw
. Neue Mittelschule und Gymnasium, fördert die Unterqualifizierung weiter. Eine Gesamtschule wäre wohl der Schlüssel zum Erfolg, außerdem dürfte man den Schülerinnen und Schülern den Schulabbruch nur erlauben, wenn die 9. Schulstufe wirklich abgeschlossen und eine Lehrstelle schon gefunden ist. Denn nur so kann die Anzahl derjenigen, die durch das System fallen, auf ein Minimum reduziert werden. Der Lehrplan muss auch den neuen Verhältnissen angepasst und kreative, geistige Arbeit forciert werden. Denn der Arbeitsmarkt der Zukunft erwartet von den Jobsuchenden vor allem eins: Qualifizierungen und Selbständigkeit. Ein Ausbau des in vielen Schulen schon eingeführten Kurssystems wäre eine Möglichkeit, den Jugendlichen mehr Verantwortung zu geben und eine frühzeitige Joborientierung zu ermöglichen, ohne dass man die Bildung auf ein Instrument des Arbeitsmarktes reduziert. Zusätzlich könnte man so das Gefühl von Freiheit erzeugen, die Schule weniger als Zwang erscheinen lassen und dadurch die Motivation unter den Schülerinnen und Schülern steigern.
Recht auf Bildung neu denken
Vielleicht führt dann die Verdrängung des Menschen aus Berufen, die keine oder wenig Qualifizierung benötigen, dazu, dass unsere Gesellschaft gebildeter und intellektueller wird und durch diesen Umschwung auch das Problem der Arbeitslosigkeit löst, indem man mehr Jobs in der Forschung, der Lehre und der Kunst schafft und so möglicherweise sowohl den materiellen als auch den geistigen Wohlstand steigert. Aber um dies zu erreichen, muss das Menschenrecht auf Bildung als solches wahrgenommen und seine Bedeutung erweitert und neu definiert werden.