
(K)eine Männersache
„Des is ja net zum anschauen!“ Mit diesen Worten wird man ständig konfrontiert, wenn man in Österreich das Thema Frauenfußball anschneidet. Es sei uninteressant, unspektakulär und Frauen unwürdig, meinen die meisten alteingesessenen Fußballfreaks. Doch ist es wirklich so? Sind letztendlich nur die starken Männer in der Lage, 90 Minuten einem runden Ball hinterherzulaufen?
Recht auf Entscheidungsfreiheit
Es ist schlichtweg unmöglich, diese Frage mit „Ja“ zu beantworten, da niemand das Recht besitzt, andere Menschen in der Ausübung ihrer Freizeitaktivität in irgendeiner Form einzuschränken. In der jetzigen Blütezeit der Toleranz sollte es auch für jede Frau möglich sein, dem runden Leder nachjagen zu können, ohne dabei abfällig kommentiert zu werden. Dass Fußball eine reine Männersache sei, ist eine überholte Behauptung und keinesfalls mehr tragbar. Ihre Absurdität zeigt sich am besten in der Umkehrung: Frauen könnten ja genauso gut behaupten, dass es sich für einen Mann nicht schickt Ballett zu tanzen oder sich dem Eiskunstlauf zu widmen. Diese Sportarten passen auch nicht gerade in das vorgegebene Rollenbild des „starken Mannes“. Alle Sportarten sollten für jede/n Weltbürger/in zugänglich sein, egal ob Mann oder Frau. Die Gemeinschaft, der gesundheitsfördernde Aspekt und die Freude an der Bewegung sollten bei der Ausübung jeder Sportart im Mittelpunkt stehen und nicht längst überholte Rollenklischees.
Einfluss der Medienwelt
Es ist natürlich schwer, Toleranz für etwas aufzubringen, das in der Medienwelt mit einer kleinen, dunklen Abstellkammer eines Gebäudes verglichen werden kann. Man weiß zwar, dass es sie gibt, doch der Inhalt bleibt einem ein Rätsel
. Schlägt man den Sportteil einer Zeitung auf, springen einem Bilder durchtrainierter Fußballer entgegen, die wieder einmal ein Match verloren haben. Testosteron pur! Blättert man weiter, landet man, welch Wunder, wieder beim Fußball
. Eine ganze Seite voller News der regionalen „Fußballstars“. Beim genaueren Hinschauen bemerkt man die kleine Überschrift links unten. Die Damen des LUV Graz schlugen den Tabellenführer St. Pölten-Spratzern. Wenn man sich mit der Materie auskennt, weiß man wie viel dieser Erfolg wert ist. Es ist schade, dass kleine Randsportarten in den Medien oftmals nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Nicht immer sind dafür die Berichterstatter und Berichterstatterinnen verantwortlich, sondern auch das fehlende Interesse der breiten Masse an Lesern und Leserinnen, sowie Zuschauerinnen und Zuschauern. Wie heißt es so schön: „Es wird das gedruckt, was den Leser bzw. die Leserin interessiert.“
Ständige Herabsetzung
Das gleiche gilt für Fernsehübertragungen. Kommt man einmal in den Genuss, dass ein Damenfußballmatch übertragen wird, gleicht dies einem Wunder. Schließlich sind ja Wiederholungen der letzten Männerspiele wichtiger. Als aktive Spielerin stößt man auch im Verein immer wieder auf diese Herabsetzung. Die Damenmatches und Trainings müssen sich größtenteils an den Jugendplan anpassen. Wenn es nötig ist, spielen sie eben am Trainingsplatz, der einem Acker gleicht. Es wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis der Frauenfußball die verdiente Anerkennung erhalten wird. Doch mit einem Quäntchen mehr Respekt und Toleranz den Frauen gegenüber könnte die Freude und die Motivation der Spielerinnen um einiges gesteigert werden.