
Frau Präsidentin…
„Everyone has the right to take part in the government of his country, directly or through freely chosen representatives.“ Artikel 20 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Obwohl Frauen in fast allen Ländern ungefähr die Hälfte der Wählerschaft darstellen, sind sie bis heute im politischen Leben unterrepräsentiert. Gerade einmal 22% aller Parlamentsmitglieder weltweit sind weiblich, 10 Frauen schafften den Sprung an die Spitze des Staates und 14 dienten als Regierungschefinnen. Woran liegt das? Mangelndes Interesse? Unzureichende Qualifikationen? Keine Führungsqualitäten?
Die Antwort? „NEIN“
Rund die Hälfte aller PolitkwissenschaftsabsolventInnen an der Universität Wien im Wintersemester 2010/2011 waren weiblich (56% im Bachelor und 48,2% im Master). An mangelndem Interesse kann es nun wirklich nicht liegen.
Oft wird behauptet, Frauen weisen einen deutlich anderen Führungsstil auf als Männer. Studien aus Indien zeigen, dass sich weibliche Beteiligung in lokalen Regierungen positiv auf die Trinkwasserqualität auswirkt: Gemeinden, die von Frauen angeführt werden, können um 62% mehr Trinkwasserprojekte aufweisen. Eine ähnliche Studie aus Norwegen zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen weiblicher Präsenz in lokalen Regierungen und Kindertagesstätten. Allerdings bedeutet das keinesfalls, dass Frau einfühlsam, fürsorglich, emotional – weiblich eben – regiert. Margaret Thatcher, erste und einzige britische Premierministerin, wird nicht ohne Grund oft „Iron Lady“ genannt und auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kennt im Griechenlandkonflikt oder der Eurokrise keine Gnade. Vom Geschlecht gleich auf den Führungsstil zu schließen, wäre fatal. Und auf die Frage wie man am besten ein Land oder eine Gemeinde führt, gibt es ohnehin keine einzig richtige Antwort.
Wanted: Präsidentinnen
Doch nicht einmal die Vereinigten Staaten von Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das sich sonst so gern in der Vorzeigerolle sieht, können mit einer weiblichen Präsidentin aufwarten. Wenn nun die politische Repräsentation von Frauen selbst in westlichen Ländern nur langsam steigt, wie sieht es dann in Staaten in Zentralafrika aus? Nehmen wir die Republik Mali als Beispiel. Nach einer Periode der politischen Instabilität wurden für 2013 Wahlen angekündigt. Das Ergebnis? Gerade einmal 9,5% aller Mitglieder des neuen Parlamentes sind weiblich – somit stellten Frauen sogar einen noch geringeren Anteil als zuvor dar (10.2%). Dies zeigt deutlich die vielen Hürden, die Frauen auf dem Weg zu hohen politischen Ämtern überwinden müssen.
Hürde Nr. 1: Bildung, Bildung, Bildung
Bleiben wir in Mali: Obwohl Bildung bis zum Alter von 16 Jahren verpflichtend ist, sind trotzdem 75% aller Frauen zwischen 15 und 24 Analphabetinnen. Armut und kulturelle Traditionen, bewirken, dass junge Burschen eher als Mädchen in die Schule geschickt werden
. Laut Gesetz können Frauen in Mali ab 18 heiraten, dennoch kämpft das Land mit einer hohen Anzahl an Eheschließungen von Minderjährigen. Die Chance eine Schule von innen zu sehen, ist für diese Mädchen äußerst gering. Für Nachkommen sorgen und den Haushalt führen ist alles, was zählt.
Doch für Bildung ist es nie zu spät
. Mitte Juli 2013 wurde eine Plattform ins Leben gerufen, auf der sich Wählerinnen über politische Geschehnisse informieren und austauschen können. Vorträge und Diskussionsrunden werden organisiert, rund um Themen wie die Rolle von Wählerinnen, von jungen Menschen, den Medien oder die Auswirkungen von Gewalt in Wahlen. Aber auch praktische Aspekte werden behandelt, wie beispielsweise der Ablauf von Wahlen oder die Verteilung von Wahlkarten.
„Every one has the right to take part in the government of his country…“ Jeder Staatsbürger und jede Staatsbürgerin hat nicht nur das Recht, sich politisch Gehör zu verschaffen. Jede/r hat die Pflicht, am politischen Geschehen mitzuwirken. Denn eine Demokratie kann nur dann auf Dauer gut funktionieren, wenn sich alle beteiligen.