
Wenn man nicht darf
Jede/r kennt das Gefühl: Man will etwas unbedingt, darf es aber aus irgendeinem Grund nicht. Egal, ob es etwas ist, auf das man schon seit Jahren wartet, oder doch nur ein spontaner Wunsch; ob eine Kleinigkeit oder etwas, das ein Leben verändern kann: Wenn man etwas nicht darf, fühlt man sich oft hilflos, enttäuscht und ausgegrenzt – man fühlt sich einfach schlecht. Doch was, wenn das, was man nicht darf, Liebe ist? Und ich meine nicht die Liebe zu einer bestimmten Person, sondern Liebe im Allgemeinen.
Doch warum sollte man nicht lieben dürfen? Und wer hat das Recht, jemandem Liebe zu verwehren? Niemand – sollte man meinen
. Und dennoch geschieht es oft genug, dass sich jemand dieses Recht einfach nimmt. Die Kirche aberkennt es in ihren Lehren, und manche tun es sogar unbewusst: Durch die Ablehnung von Homosexualität.
Doch dies sind noch lange nicht die einzigen Beispiele für Diskriminierung von Homosexuellen: Die Liste reicht von Protesten gegen die Homo-Ehe in Frankreich über Verbote für Homosexuellen-Paraden (nicht nur) in Russland bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung von Homosexualität in afrikanischen Ländern und könnte noch endlos fortgesetzt werden.
Doch bleiben wir mal bei der Kirche…
Nicht natürlich
Immer wieder werden Stimmen laut, die gegen das vermeintlich “Unnatürliche”, das “Unmenschliche” hetzen. Vor allem die (katholische) Kirche ist ein starker Verfechter der “Homosexualität ist böse”-Mentalität. In ihrem Katechismus wird zwar das Empfinden von Liebe für das gleiche Geschlecht als gegeben akzeptiert, nicht jedoch die Ausübung solch einer Liebe; diese wird als “böse” angeprangert. Will man als Homosexuelle/r streng nach den Regeln der katholischen Kirche leben, so muss man ein enthaltsames Leben führen. Toll, was will man mehr?
Zugegeben, die katholische Kirche ist gegen die Diskriminierung von Homosexuellen, denn diese können ja “nichts dafür”, und sie appelliert, Verständnis zu zeigen. Das wäre zwar schon ein Anfang, von Gleichberechtigung und Akzeptanz jedoch noch meilenweit entfernt. Außerdem: Wie ernst kann man das wirklich nehmen? Denn auch wenn die Kirche zu Verständnis aufruft, die Realität schaut meist ganz anders aus
. Ob es nun ein Pfarrer ist, der wegen eines schwulen Pfarrgemeinderats zurücktritt oder ein Kardinal, der Homosexualität mit Kindesmissbrauch gleichstellt, es gibt unzählige Fälle von Diskriminierung. Gegen jeden einzelnen vorzugehen ist denkbar schwer. Die schiere Anzahl an Pfarren in der ganzen Welt macht es für den Vatikan praktisch unmöglich, die Aktivitäten jedes einzelnen Pfarrers zu überprüfen und dadurch Diskriminierung zu unterbinden. Das Problem ist, dass die Ablehnung zu tief verwurzelt ist und schon viel zu lange geschürt wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist Papst Franziskus, der auf die Frage, was er zu homosexuellen Priestern sage, mit “Wer bin ich, über sie zu urteilen?” antwortete. Aber ob er wirklich etwas verändert, wissen wir wohl erst in einigen Jahren.
Insgesamt lässt sich sagen, dass sich in den letzten Jahren zwar schon einiges in dieser Hinsicht geändert hat, der Weg zum Sieg im Kampf gegen Homophobie ist jedoch noch ein langer. Demnach bleibt nur zu hoffen, nein, zu appellieren, dass jeder und jede einzelne ein bisschen über seinen Tellerrand hinausblickt und ein bisschen mehr Akzeptanz und Courage zeigt.
Foto nachgebaut auf Grundlage der Idee von Green Action