
Rechte Strophen
Viele Menschen setzen sich dafür ein, dass die systematische Vernichtung von Millionen Juden, Homosexuellen, Roma/Sinti, politischen GegnerInnen und vielen mehr, nicht vergessen wird. Gleichzeitig rufen andere zu eben solchem auf. Auch singend.
Judenleib
„Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig. Lasst die Messer flutschen in den Judenleib.“ Dieses prachtvolle Beispiel von rechtsradikaler Lyrik zeigt, wie krank diese Szene ist, denn so extrem dieses Exempel auch ist, es gibt noch genug andere InterpretInnen, die Tracks dieser Art produzieren. Auf meiner Suche nach rechtsextremen Bands schlug mir eine Vielfalt an menschenverachtenden, rassistischen und rechtsextremen Musikstücken entgegen. Von Landser über DJ Adolf – der Name ist Programm- bis hin zu Frank Rennicke und was es da noch so alles gibt.
Manche denken sich bestimmt, dass auf so einen Mist doch eh niemand hört, doch die traurige Wahrheit ist: Musik wirkt.
Subtil vermittelter Hass
Vielleicht bei so extremen und offensichtlichen Beispielen nicht, bei wiederum wesentlichen subtileren Texten wie zum Beispiel von der Rechtsrockband Noie Werte. „Ich kenne deinen Namen, ich kenne dein Gesicht, du bist die Faust nicht wert, die deine Nase bricht“. Der Text spricht die AdressatInnen nicht direkt an, doch die Botschaft bleibt ein und dieselbe. Es werden antisemitische und rassistische Vorurteile geschürt, rechtsextremes Gedankengut verbreitet und nicht zuletzt zu Gewalt und Hass aufgerufen. Über Noie Werte kann man auch gleich zu der Thematik Frei.Wild gehen, denn auch sie setzen eher auf unauffälligeres Beeinflussen. Mit Texten wie „Jetzt liegst Du am Boden, liegst in deinem Blut. Das Blut auf meinen Fäusten, ich find‘ das steht mir gut.“ übt man ebenfalls einen ziemlich schrecklichen Einfluss aus.
Das große Problem
So sehe ich beispielsweise bei Bands wie Frei.Wild ein wesentlich größeres Problem als bei Landser und Co. Denn Frei.Wild ist komplett legal und war – zumindest für einen kleinen Zeitraum – aufgrund der aktuellen Verkaufszahlen in der Kategorie Rock/Alternativ National (aktuell erfolgreichste Deutschrockband) für den Echo 2013 nominiert. Mit genau solchen öffentlichkeitswirksamen Ereignissen erzeugt man Aufmerksamkeit rund um eine Band. Und von aufmerksamkeitserregenden Ereignissen leben Gruppen wie Frei.Wild.
Ich persönlich halte es für moralisch total verwerflich, Frei.Wild für einen so renommierten Preis zu nominieren
.
Das noch größere Problem
Doch wie kann unsere Gesellschaft solch radikalen und menschenunwürdigen Bands Auftritte in der Öffentlichkeit gewähren? Wie kann man Bands wie Frei.Wild unterstützen?
Aus Sicht der VeranstalterInnen (so beispielsweise auch in Graz) ist wohl ein großer Punkt sicher der gute alte Kapitalismus: Gebt mir all euer Geld, ihr kranken Köpfe, damit ich mich bereichern kann. Scheiß auf Moral, scheiß auf gesellschaftlichen Einfluss, Geld ist das, was mich interessiert. Man darf aber nicht nur auf die VeranstalterInnen losgehen, was ist mit denen, die diese Musik auch noch hören, die sind besonders wichtig
. Wie krank muss man sein, um rechtsextreme Texte und damit rechtsextreme Ideologien zu unterstützen?
Das Schlimme ist, man steht in unserer Gesellschaft dann nicht einmal schlecht da, man kann sogar eine Partei gründen, mit der man fast zweitstärkste politische Kraft unseres gesamten Landes wird. Es ist wie so oft einfach die Gesellschaft, die alles schlecht macht. Die Gesellschaft hat Schuld an den kapitalistischen Gedanken der VeranstalterInnen und an der verdrehten Wahrnehmung von Gut und Böse der Fans. So nebenbei, schlecht ist menschenverachtend und gut ist sozial und Mitmenschen so behandelnd, wie man selbst behandelt werden möchte – nur um so Fragen wie „Was ist gut und was ist schlecht?“ gleich mal abzuweisen.