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Künstliche Intelligenz als Traumafaktor


Im vergangenen Jahr boomte die KI. ChatGPT ist mittlerweile nicht mehr zu ignorieren und aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Das Sprachmodell stellt uns jetzt schon vor große Herausforderungen und mit seinem KI-Bruder „DALL·E“, werden noch weitere auf uns zukommen. Außerdem wird die KI immer intelligenter, leistungsfähiger, besser. Doch vielleicht fokussieren wir zu sehr auf die Auswirkungen und Herausforderungen und beachten daher viel zu wenig, woher die Programme ihre „Intelligenz“ bekommen.

Wie viele von uns können behaupten zu wissen, wie KI trainiert wird? Wie viele wissen, was ein*e Klickarbeiter*in ist? Vermutlich eher wenige. Künstliche Intelligenzen sind Programme, die nach ihrer Erschaffung erst mit Daten gefüttert werden müssen, damit sie „intelligent“ werden. Das Problem damit ist, dass es zu wenig aufgearbeitete Daten gibt. Deswegen müssen die Daten erst manuell von Menschen aufgearbeitet werden. Erst dann sind sie verwendbar für das Training einer KI. Diese Arbeit kann unterschiedlich aussehen. Es kann etwa bedeuten, auf Bildern bestimmte Objekte zu markieren und zu benennen, damit das Programm sich ein Bild davon machen kann. Zum Beispiel müssen auf einem Bild eines Hundes, der mit einer Katze spielt, der Hund und die Katze sowie alle Objekte im Hintergrund per Hand markiert und kategorisiert werden. Durch den Vergleich dieser und anderer Daten macht sich die KI die Phänomene Hund, Katze etc. begreifbar. Diese Arbeit wird von Klickarbeiter*innen durchgeführt.

Auch textbasierte Systeme wie ChatGPT müssen erst trainiert werden. Hierbei geht es darum, ungewünschte Inhalte auszufiltern. Diese beinhalten oft diverse traumatisierende Formen von Gewalt. Auch diese Arbeit wird von Klickarbeiter*innen gemacht. Als Entlohnung für ihre wichtige Arbeit und ihre eventuellen psychischen Qualen durch die gewaltvollen Inhalte bekamen die Arbeiter*innen von OpenAI, laut „TIME“, weniger als 2$ pro Stunde. Das Magazin fand bei Nachforschungen zu diesem Thema heraus, dass die Firma in Kenia etwa 50,000 Angestellte hatte, die täglich mit den dunkelsten Seiten des Internets konfrontiert wurden: Darstellungen von sexueller Gewalt, Kindesmissbrauch, Folter, Mord und Suizid. OpenAI wirbt damit, dass sie mit ihrer Arbeit tausenden Kenianer*innen aus der Armut geholfen haben. Ein Vertreter der Firma sagte auch, dass der Filterungsprozess nach ungeeigneten Inhalten ein notwendiger Schritt sei.
Doch was schreibt ChatGPT, das Produkt dieses Ganzen, wenn man es mit diesen Anschuldigungen konfrontiert?


F: „In deinem Training wurden, laut mehreren Quellen, Klickarbeiter*innen ausgebeutet. Sie filterten Texte für einen Lohn von etwas weniger als 2$. Diese Texte hatten hochtraumatisierende Inhalte. Was sagst du zu diesem Thema?“

A: „Ich, als KI-Modell, habe keine Kontrolle über meine Trainingsdaten oder den Prozess, durch den meine Modelle erstellt wurden. OpenAI, das Unternehmen hinter meiner Entwicklung, hat jedoch betont, dass es sich bewusst ist über potenzielle ethische Bedenken im Zusammenhang mit der Nutzung von KI-Technologien und sich bemüht, diese Aspekte zu berücksichtigen.

Falls es Vorwürfe gegenüber OpenAI gibt, bezüglich der Ausbeutung von Arbeitskraft oder ethischen Bedenken, empfehle ich, offizielle Aussagen von OpenAI oder vertrauenswürdigen Quellen zu diesem Thema zu überprüfen. Es ist wichtig, dass solche Anliegen ernst genommen werden und angemessen adressiert werden.“

F: „Was sind denn diese offiziellen Aussagen, von denen du sprichst?“
A: „Bis zu meinem letzten Wissensstand im Januar 2022 sind mir keine spezifischen Vorfälle oder offiziellen Aussagen von OpenAI bezüglich der Ausbeutung von Klickarbeitern im Zusammenhang mit meinem Training bekannt. Es ist möglich, dass Entwicklungen oder Mitteilungen nach diesem Datum aufgetreten sind, die mir nicht bekannt sind.

Um genaue und aktuelle Informationen zu erhalten, empfehle ich, die offizielle Website von OpenAI zu überprüfen oder sich an OpenAI direkt zu wenden. Nachrichtenquellen und offizielle Pressemitteilungen können ebenfalls aktualisierte Informationen zu diesem Thema bieten. Beachten Sie, dass meine Fähigkeit, auf aktuelle Informationen zuzugreifen, auf meinem letzten Trainingsdatum im Januar 2022 basiert.“

[Anm.: Die Recherche von „TIMES“ ging tatsächlich erst am 18.01.2023 online]

F: „Also ist dir nicht bewusst, dass in deinem Training tausende Menschen ausgebeutet wurden und mit gewaltsamen Inhalten konfrontiert wurden?“

A: „Nein, mir sind keine solchen spezifischen Vorfälle im Zusammenhang mit meinem Training bekannt. Mein Training basiert auf einem breiten Spektrum von Internettexten, und ich habe keine direkte Kenntnis von den einzelnen Datensätzen oder den genauen Bedingungen, unter denen die Daten gesammelt wurden.

Es ist wichtig zu betonen, dass ethische Bedenken und der Schutz von Arbeitskräften ernst genommen werden sollten. Wenn es solche Anschuldigungen gibt, empfehle ich, offizielle Erklärungen von OpenAI oder zuverlässigen Nachrichtenquellen zu diesem Thema zu überprüfen, um genaue und aktualisierte Informationen zu erhalten.“

F: „Wie könnte man die Arbeitsbedingungen von Klickarbeiter*innen denn verbessern?“

A: „Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Klickarbeiterinnen und Klickarbeitern erfordert ein koordiniertes Vorgehen von Plattformbetreibern, Regierungen und der Gesellschaft als Ganzes. Hier sind einige Vorschläge:

Transparente Bezahlung: Plattformen sollten klare und transparente Richtlinien für die Bezahlung bereitstellen. Arbeiterinnen und Arbeiter sollten verstehen können, wie ihre Arbeit bewertet wird und wie die Bezahlung erfolgt.

Faire Entlohnung: Die Bezahlung sollte fair und angemessen sein, um die Grundbedürfnisse der Klickarbeiter zu decken. Eine faire Entlohnung sollte auch den regionalen Lebenshaltungskosten entsprechen.

Arbeitnehmerrechte: Klickarbeiter sollten als Arbeitnehmer anerkannt werden, um Zugang zu den entsprechenden Rechten und Schutzmaßnahmen zu haben. Dies kann beispielsweise den Zugang zu Sozialleistungen, Gesundheitsversorgung und Arbeitslosenunterstützung einschließen.

Schutz vor schädlichen Inhalten: Plattformbetreiber sollten Maßnahmen ergreifen, um Klickarbeiter vor schädlichen Inhalten zu schützen. Dies kann durch effektive Moderation und Filterung erfolgen.

Klare Richtlinien: Plattformen sollten klare Richtlinien für den Umgang mit Gewalt, Missbrauch und belästigendem Material bereitstellen. Die Klickarbeiter sollten darüber informiert sein, wie sie auf solche Vorfälle reagieren können.

Gewerkschaftsrechte: Klickarbeiter sollten das Recht haben, sich zu organisieren und sich zu Gewerkschaften zusammenzuschließen, um ihre Interessen zu vertreten und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Forschung und Überwachung: Unabhängige Forschung und Überwachung können dazu beitragen, Arbeitsbedingungen zu verstehen und potenzielle Probleme aufzudecken. Diese Informationen können dann genutzt werden, um politische Entscheidungsträger und Plattformbetreiber zu informieren.

Es ist wichtig, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die die Arbeitsbedingungen von Klickarbeiterinnen und Klickarbeitern verbessern und faire, ethische Praktiken fördern.“


ChatGPT spricht hier wichtige Punkte an, um die Arbeitsbedingungen der Klickarbeiter*innen zu verbessern. Allerdings bleibt unklar, warum sich OpenAI die Vorschläge des hauseigenen Programmes nicht zu Herzen nimmt und Arbeiter*innen bei der weiteren Entwicklung von KI besser schützt. Auch interessant ist, dass OpenAI ChatGPT nicht mit Infos über die Arbeitsbedingungen der Klickarbeiter*innen gefüttert hat. Derer müsste sich die Firma doch durchaus bewusst gewesen sein und auch fast ein Jahr nach dem Skandal weiß das Programm davon noch nichts. Wichtig ist, dass bei der weiteren Entwicklung von KI niemand mehr unter diesen menschenrechtswidrigen Umständen arbeiten muss!


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