Kenne deine Rechte

Rechtsradikalisierung in der Schule


Manche Menschen kennen das vielleicht. Man sitzt in der Schule und drückt seine eigene nicht-faschistische Meinung aus und bekommt als Gegenspruch einfach nur ein „Ja, aber rechts ist schon geil“ entgegen. Ich bin selbst erst 15 Jahre alt, gehe zur Schule und was man da manchmal zu hören bekommt, ist einfach schockierend. Menschen machen lachend Hitlergrüße, ritzen Hakenkreuze in die Wände oder machen sonst irgendwelche sehr rechten Anspielungen. Woran liegt das? Warum radikalisieren sich Jugendliche immer mehr? Und wieso bekommen die Lehrer:innen davon nichts mit?

Der Freundeskreis als möglicher Grund für Radikalisierung

Einige Jugendliche sind in Freundeskreisen, wo man nur witzig sein kann und dazugehört, wenn man dauernd provokante Aktionen macht, die immer extremer werden. Eine Aktion ist heftiger als die andere und so schaukeln sich die Jugendlichen gegenseitig immer weiter auf. Hierbei bietet die Nationalsozialistische Ideologie ein großes Repertoire an Gesten und Ausrufen, die gerne zur Anwendung gebracht werden. Doch die Sprüche an sich wären noch nicht das Problem, weil sie oft mit einem Tonfall gesagt werden, bei dem man weiß, dass es sich nur um einen Witz handelt. Allerdings treiben es manche Leute so weit, dass man sich eben nicht mehr sicher sein kann, ob es sich nur um einen harmlosen Scherz handelt oder ob die Person wirklich Hitler-Befürworter:in ist.

Aber: Es sind nicht alle so. Es handelt sich dabei um eine kleine Gruppe, die sich sehr laut macht und dadurch mehr auffällt. So gibt es auch Teile der Jugend die ruhiger sind und auch unaufgeregtere Freundeskreise haben, in denen solche Dinge nicht passieren, da man sich nicht gegenseitig dazu bringt, politische Extreme als soziales Bindungsgefühl einzusetzen.

Die Schule als Nährboden für Radikalisierung

Eine weitere Möglichkeit für die Radikalisierung von Jugendlichen ist die Schulue selbst. Sie nehmen aus dem Unterricht nichts für sich mit, zum Beispiel weil sie sich gegenseitig vom Lernen und aufmerksam sein abhalten. Wenn es in einer Schulstunde also um den Faschismus geht, ist die abgelenkte Person nicht ausreichend gegen den Rechtsextremismus geschützt und damit auch anfälliger für eben jenen. Leistungsschwächere Schüler:innen könnten sich also eher von Extremismus angesprochen fühlen.

Wenn Schüler:innen schlechte Noten haben und dadurch dauernd zu hören bekommen „Das geht besser!“ oder „Jetzt streng dich einmal an!“, dann bekommen sie dadurch bestimmt nicht mehr Motivation für schulische Themen. Genau das Gegenteil ist oft der Fall: Schüler:innen haben das Gefühl sie können nichts; Lehrer:innen vermitteln ihnen, dass sie nur faul sind. Die Schüler:innen haben plötzlich Schuldgefühle, weil ihre Schwächen als Faulheit angesehen werden und was passiert? Solche Schüler:innen werden dadurch nicht bessere Leistungen erbringen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie versuchen noch weiter von der Schule und dem Stress wegzukommen, indem sie mehr mit ihren Freunden unternehmen, die sie vielleicht für politische Extreme begeistern.

Was ich sagen will, ist, wenn unser Schulsystem WIRKLICH darauf ausgelegt wäre, allen Schüler:innen zu helfen, müssten einige auch keine Hakenkreuze von den Wänden kratzen. Die Schule und die Lehrer:innen wissen es vielleicht nicht, aber indirekt tragen sie meiner Meinung nach dazu bei, die nächste Generation Nazis zu erschaffen. Das Schulsystem löst bei manchen Hilflosigkeit und Elend aus. Und hier haben die Rechten ihren Ansatzpunkt.

Die Eltern als Basis für Radikalisierung

Auch tragen die Eltern zur politischen Entwicklung bei. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie man sagen könnte. Kinder werden in ihrem Leben am stärksten und am nachhaltigsten von ihren Eltern geprägt. Wenn diese schon politisch rechts orientiert sind, überträgt sich das oft auch auf das Kind. Wenn das Kind auch über gute rhetorische Fähigkeiten verfügt, dauert es nicht lange, bis es auch Andere für seine Ansichten begeistern kann.

Ist es immer Extremismus?

Es handelt sich aber auf keinen Fall immer um Extremismus. Das soll nichts entschuldigen. Aber dennoch muss man beachten, dass in der Schule und auch in meiner Altersgruppe viele Personen ihre Grenzen austesten. Dabei machen sie viele Dinge, die sie nicht machen sollten, aber es gehört zu ihrer Entwicklung und Persönlichkeitsfindung dazu. Da fallen auch radikale und extremistische Tendenzen hinein. Bei vielen legen sich diese mit der Zeit auch wieder.

Oft ist es auch so, dass Jugendliche nicht ganz gedankenlos agieren. Sie wissen, dass es falsch ist, und tun es, um Ansehen innerhalb ihrer sozialen Gruppe zu erlangen. Dabei machen sie immer gefährlichere Dinge. Und eines der „gefährlichsten“ Dinge ist es, von einer Lehrerperson erwischt zu werden. Also führen sie unbedachte Taten durch, aber sie passen auf, dass die Lehrer:innen auf keinen Fall etwas davon mitbekommen.

Was könnte man gegen diese Radikalisierung unternehmen?

Es ist sehr schwer, diese Frage zu beantworten. Wie man bis jetzt gesehen hat reichen kleine Aktionen wie zum Beispiel einmal einen zweistündigen Workshop zu organisieren nicht aus. Schon gar nicht, wenn das Thema dann in den darauffolgenden drei Jahren nie mehr wieder aufgegriffen wird. Man muss ständig und im großen Stil den Schüler:innen kommunizieren, dass die Nazis und ihre Taten nicht rechtfertigbar waren. Dafür könnte man schon fast ein eigenes Schulfach einführen. Man braucht auch Lehrer:innen, die die Aufmerksamkeit auf solche Themen lenken und mehr machen, als nur trocken den Lehrplan durchgehen. Wir brauchen engagierte Lehrpersonen sowie eine Veränderung im System, um ein viertes Reich zu verhindern.


Das könnte dich auch interessieren