
Kinder im Krieg
In der Ukraine herrscht seit über einem Jahr der russische Angriffskrieg. Eine besonders stark davon betroffene Gruppe sind Kinder. Die Folgen treffen Minderjährige in der Ukraine auf verschiedenen Ebenen. Kinder mussten flüchten, Schulen wurden von der russischen Armee zerstört und in den von Russland besetzten Gebieten gibt es zahlreiche Hinweise auf eine systematische Verschleppung von Kindern. Wie schlimm steht es um die nächste Generation in der Ukraine?
Es ist etwas über ein Jahr her, dass die russische Armee ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine begann. Für zahlreiche Menschen änderte sich von einem Tag auf den anderen das ganz Leben. Viele Menschen mussten ihr Zuhause temporär oder ganz aufgeben. 7,8 Millionen Menschen aus der Ukraine sind seit 24. Februar 2022 in Europa registriert worden.[1] Dazu sind 6,5 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine geflüchtet.[2] Bei den in anderen europäischen Staaten aufgenommen ukrainischen Flüchtlingen handelt es sich zu rund 40% der Menschen um Minderjährige.[3] Die Situation in der Ukraine lässt für viele keine Rückkehr zu.
Dramatische Folgen für Kinder
Seit Beginn des Krieges wurden über 400 Kinder (unter 18 Jarhen) von der russischen Armee ermordet und zahlreiche weitere verwundet.[4] Die aktuellen Umstände wirken sich auch dramatisch auf die psychische Gesundheit der Kinder aus. So sind etwa 1,5 Millionen von Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Problemen betroffen.[5] Neben den physischen und psychischen Gefahren durch den Krieg verwehrt die russische Armee vielen Kindern auch ihr Recht auf Bildung. Seit Februar 2022 hat die russische Armee hunderte von Bildungsstätten von fünf Millionen Kindern zerstört.[6]
Außerdem gibt es in den besetzten Gebieten zahlreiche Hinweise auf eine systematische Verschleppung von Minderjährigen nach Russland durch die russischen Besatzungstruppen. Die ukrainische Regierung geht von mindestens 16.207 deportierten Kindern bis zum 9. Februar 2023 aus.[7] Die Dunkelziffer dürfte allerdings bedeutend höher sein. Die Kinder werden an russische Familien im Kernland bzw. auf der Krim gebracht und sollen dort prorussisch erzogen werden. Die Halbinsel Krim gehört völkerrechtlich zur Ukraine, ist aber bereits seit 2014 von Russland besetzt.
Zukunftsaussichten für ukrainische Kinder
Wenn der Krieg noch länger anhält – und im Moment spricht nichts für ein baldiges Ende – droht der Ukraine eine verlorene Generation. Bei fortlaufender Dauer des Krieges wird es immer unwahrscheinlicher, dass eine große Anzahl an Flüchtlingen nach dem Krieg wieder in ihre Heimat zurückkehren wird. Je länger der Krieg dauert, desto größer werden die Bildungsrückstände der betroffenen ukrainischen Kinder. Sollte die russische Armee noch weitere Gebiete besetzen können, droht die Gefahr, dass noch weitere ukrainische Kinder nach Russland oder auf die annektierte Krim verschleppt werden. Die Zahl der Verletzten und getöteten Kinder steigt mit zunehmender Dauer ebenfalls. Für die Minderjährigen ist jeder Tag den dieser Krieg länger dauert, besonders katastrophal und traumatisierend. Die Exekutivdirektorin von UNICEF Catherine Russel kommuniziert eindeutig und wenig überraschend, dass Kinder eine sofortige Beendigung des Krieges und Normalisierung ihrer Situation benötigen.[8] UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (ursprünglich: United Nations International Children’s Emergency Fund, seit 1953: United Nations Children’s Fund, UNICEF) und unterstützt vor allem Kinder und Mütter in Krisengebieten.
Politisch-militärische Zukunftsaussicht
Die politische und militärische Situation zwischen Ukraine und Russland deutet jedoch nicht darauf hin, dass zeitnah ein erfolgreicher Abschluss von Friedensverhandlungen erzielt werden könnte. Die Bedingung für Verhandlungen von Seiten der ukrainischen Regierung ist der Abzug sämtlicher russischen Truppen aus dem Territorium der Ukraine. Außerdem will die Ukraine nicht mit dem russischen Diktator Wladimir Putin verhandeln. Beide Forderungen sind verständlich, doch wird Russland keine der beiden Forderungen erfüllen. Die russische Regierung erwartet von der Ukraine de facto eine bedingungslose Kapitulation. Dieser Forderung will die ukrainische Regierung aber keinesfalls nachkommen. Viele westliche Politiker:innen und Geheimdienste sprechen momentan von einem blutigen Patt.[9]
Der Krieg ist in gewissem Ausmaß seit 2014 im Gange und seit knapp über einem Jahr in stark erhöhter Intensität. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gab mehrfach zu bedenken, dass dieser Krieg noch Jahre dauern könnte.[10] Die Chancen, etwas zu verändern, sind sehr gering. Es gibt die Möglichkeit, für Kinder in der Ukraine zu spenden.[11] Das kann das Leid der ukrainischen Kinder aber im besten Fall auch nur ein wenig mildern.
Recht auf Schutz im Krieg & auf der Flucht
Obwohl Kinder dem Krieg in der Ukraine in der Praxis massiv ausgeliefert sind, sollten doch gerade Kinder einen besonderen Schutzstatus bekommen. In Artikel 38 der Kinderrechtskonvention heißt es eindeutig: Jedes Kind hat das Recht auf Schutz vor Krieg und auch Kinderflüchtlinge haben das Recht auf besonderen Schutz und Hilfe. Dieses Recht wird in der Ukraine aber massiv missachtet und ein Ende dieser Missachtungen ist nicht in Sicht. Der Krieg wird weiterhin die Kinderrecht in der Ukraine stark beeinträchtigen. Es gibt Hilfsorganisationen, die sich für das Wohl der Kinder in der Ukraine einsetzen. Eine davon ist UNICEF.
Quellen
[1] https://www.unhcr.org/ukraine-emergency.html
[2] https://www.unhcr.org/ukraine-emergency.html
[3] https://www.savethechildren.net/news/one-two-refugee-children-ukraine-are-anxious-and-worried-about-their-future
[4] https://www.unicef.org/emergencies/war-ukraine-pose-immediate-threat-children
[5] https://www.unicef.org/emergencies/war-ukraine-pose-immediate-threat-children
[6] https://twitter.com/UNICEF/status/1628258283005022209?cxt=HHwWgsDQkYKS3pgtAAAA
[7] https://www.derstandard.at/story/2000143801708/menschenrechtsbeauftragter-entfuehrung-ukrainischer-kinder-ist-zeichen-von-voelkermord
[8] https://twitter.com/unicefchief/status/1627823225718599680?cxt=HHwWgMCz4aymmJctAAAA
[9] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/london-patt-ukraine-krieg-russland-100.html
[10] https://www.bbc.com/news/world-europe-61856144
[11] https://unicef.at/ukraine/