
Fünf Menschenrechtsfilmtipps aus dem Jahr 2024
Das letzte Jahr war ein interessantes für die Filmwelt. Hollywood, das noch von den Streiks der Drehbuchautoren und Schauspieler 2023 – geschwächt war, brachte trotzdem ein breites Spektrum an guten Filmen heraus. Auch im Rest der Welt erscheinen wirklich tolle cineastische Produkte. Dieser Artikel fokussiert sich auf fünf Filme aus aller Welt, die das breite Thema der Menschenrechte beinhalten und die im letzten Jahr in Österreich erschienen sind.
Evil Does Not Exist – Regie: Ryūsuke Hamaguchi
Mit nur wenig Dialog, aber polarisierender Filmmusik gibt uns ‘Evil Does Not Exist‘ Einblick in das Leben des kleinen Dorfes Mizubiki, wo Takumi und seine Tochter Hana leben. Nachdem die Dorfbewohner darüber informiert werden, dass Nahe des Orts ein Glamping-Platz entstehen soll, eine luxuriöse Form des Campings, werden sie mit der harten Realität des Kapitalismus konfrontiert: Durch die geplante Anlage sollen nämlich negative Folgen auf die Wasserversorgung des Dorfes entstehen. Die naturbezogenen Aufnahmen des Films kontrastieren die Storyline, die eine Geschichte der Umweltverschmutzung erzählt. Am Ende wird die Frage aufgeworfen, ob es ein natürliches Böse gibt oder ob dieses erst durch den Menschen und sein Handeln entsteht.
Dahomey – Regie: Mati Diop
Wer Mati Diops Arbeit schon länger verfolgt, kennt ihren in Cannes prämierten Film ‘Atlantique‘ bestimmt (der Spielfilm ist momentan auf Netflix zu finden). Nun folgt Diops zweiter Feature-Film ‘Dahomey‘. Der Dokumentarfilm fokussiert sich auf die Rückführung von 26 Schätzen aus dem westafrikanischen Königreich Dahomey aus einem Pariser Museum ins heutige Benin. Der Film erzählt die poetisch-phantastische Erzählung der Statue des Ghezos, eines der zurückgeführten Artefakte. Diop lässt diese ihre eigene Geschichte wiedergeben und ihren Weg von Afrika in das Pariser Museum erläutern. Zu diesem Dokumentarfilm schreibt Jens Balkenborg in der ‘taz‘: „In sportlichen 67 Minuten gelingt es ‘Dahomey‘ so konzentriert wie experimentell, die Folgen des Kolonialismus und die Komplexität der Restitionsdebatten vor Augen zu führen.“ Im Februar 2024 gewann ‘Dahomey‘ auf der Berlinale den ‘Goldenen Bären‘.
All of Us Strangers – Regie: Andrew Haigh
Mit einer unfassbar schönen Ästhetik überzeugt All of Us Strangers schon von der ersten Sekunde. Die abgetönten, aber doch natürlichen Farben geben einen Einblick in die melancholische Welt von Adam. Adam, ein Drehbuchautor, lebt in einem fast gänzlich verlassenen Hochhaus inmitten von London. Die Skyline der Stadt überschattet sein Apartment. Eines Nachts jagt ihn der Feueralarm auf die Straße, von wo aus er Harry sieht, der die Wohnung unter ihm bezieht. Die beiden kommen sich immer näher, und Adam erzählt Harry über seine verstorbenen Eltern und das Buch, das er über sein Leben schreiben möchte. Um Inspiration zu finden, fährt er danach zum Wohnhaus seiner Kindheit, wo er seine totgeglaubten Eltern sieht, die den Eindruck erwecken, keinen Tag gealtert zu sein. Die Zeitung ‘The Guardian‘ kürte All of Us Strangers zum Film des Jahres 2024. Verständlich, denn der Film fabuliert eine fantastische Geschichte über das moderne Leben als homosexuelle Person und die Relevanz von mentaler Gesundheit.
Witches – Regie: Elizabeth Sankey
„Do not forget those who died, for nothing more than the sin of being a woman” – Dieses Zitat aus dem Film fasst die Kernaussage von Witches gut zusammen. Die Dokumentation fühlt sich wie eine Sequenz aus Erinnerungen an. Jede Sekunde der 90-minütigen Laufzeit trägt zu einem einmaligen Erlebnis bei. Die Eindrücke des Films kollidieren mit den Erinnerungen Elizabeth Sankeys über ihre Erfahrung mit postpartalen Depressionen und der Geschichte der Hexenverfolgung im Mittelalter. Außerdem inkludiert der Film auch die Sichtweise anderer Frauen mit ähnlichen Erlebnissen. Er versucht somit, einen roten Faden zwischen geschichtlichen Geschehnissen und postpartaler mentaler Gesundheit zu ziehen.
Colonos – Regie: Felipe Gálvez Haberle
Das brutale Western-Drama Colonos (original: Los Colonos) spielt im Chile des Jahres 1901. Drei Männer, Segundo, ein junger Halb-Chilene, der Söldner Bill und der Leutnant Alexander McLennan, werden von dem Großbesitzer José Menéndez angeheuert, für ihn die Grenzen seines Grundbesitzes abzustecken, wenn nötig mit Gewalt. Die Mission endet in einem brutalen Feldzug gegen die indigene Bevölkerung. Nur Segundo kämpft mit seinem Gewissen. Von den anderen beiden Protagonisten hingegen kommt keinerlei Reue. Der Film zeigt zum einen in großartigen Bildern die Missstände des Kolonialismus in Südamerika auf und diskutiert zum anderen die blinde Bereitschaft zu brutaler rassistischer Gewalt.