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In Vielfalt geeint


„In Vielfalt geeint“, lautet das europäische Motto seit dem Jahr 2000. Und so fing es auch an. Erst teilte man die Märkte, die Politik, bis man irgendwann auch eine einheitliche Währung einführte. Die EU ist maßgeblich daran beteiligt, dass auf unserem Kontinent, mit Ausnahme der Ukraine und Jugoslawien, seit 80 Jahren kein größerer Krieg mehr geführt wurde. Sie bringt uns Frieden, Wohlstand und Freiheit, wenn man genau hinsieht, beeinflusst sie beinahe jeden Aspekt unseres Alltags. Doch wie steht es um sie heute, in so turbulenten Zeiten? Und wie könnte die EU in Zukunft aussehen?

Probleme der heutigen Zeit
EU-kritische Stimmen mögen meinen, dass die EU den Bach runtergeht, sie sei zukunftslos und schränke uns nur ein. Und es ist wahr, dass wir es in Europa im Moment wirtschaftlich nicht leicht haben. Unsere so bewährte Autoindustrie verschläft die Energiewende, während China den Markt an Elektromobilität zunehmend erobert. Das gleiche Bild zeichnet sich bei den erneuerbaren Energien ab. China ist mittlerweile der größte Produzent an Solarpaneelen und dominiert den Markt, während “wir” noch überlegen müssen, ob hier jetzt ein Windrad aufgestellt werden kann, oder ob man doch noch ein paar Jahre warten sollte. Man merkt in einigen Bereichen innerhalb der EU also deutlich, dass es Handlungsbedarf gibt und im Moment viel zu wenig passiert. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass wir noch über einen gewissen Spielraum verfügen. So ist die EU immer noch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, dieser Reichtum vergeht nicht einfach von heute auf morgen. Doch wenn wir in der Gegenwart nichts tun, dann wird uns die Industrie der Zukunft vollkommen überholen und zurücklassen.

Vereinigte Staaten von Europa – die Lösung?
Eine Möglichkeit, um nicht nur diesen wirtschaftlichen Stillstand, sondern auch einige andere Probleme zu bekämpfen, wären zum Beispiel Konzepte wie die „Vereinigten Staaten von Europa“. Eine Föderation der EU mit vereinheitlichter Wirtschaft, Armee, Gesetzgebung, Rechten und Innen- beziehungsweise Außenpolitik.
In einer großen Föderation wäre es leichter möglich, sich um große Probleme wie die Energiewende zu kümmern, weil Entscheidungen geeinter und zentralisierter getroffen werden könnten. Dasselbe trifft auf das Krisenmanagement zu. Katastrophen und Krisen könnten zentral koordiniert werden, um eine schnelle und effiziente Bekämpfung zu gewährleisten.
Ein weiterer Vorteil wäre, dass Europa weltweit als geeinte Macht auftreten kann. Nicht 27 Kleinstaaten, ein paar mächtiger als andere, sondern EINE Nation unter EINEM europäischen Banner. Damit hätte man natürlich auch global mehr Gewicht. Während es mit den restlichen Großmächten eher fragwürdig aussieht, was die Demokratie angeht, könnte Europa noch mehr zu einem strahlenden Leuchtturm der Freiheit werden.
Ebenfalls würde ein vereinheitlichtes europäisches Heer zu einer deutlichen Abschreckung gegenüber expansionsfreudigen Nationen führen. Und wieder gilt: nicht 27 Kleinarmeen, sondern EIN Heer für einen gesamten Kontinent. Man darf auf keinen Fall ein weiteres Wettrüsten herbeiführen, allerdings muss eine Föderation von diesem Ausmaß in der Lage sein, sich selbst und seine kleineren Nachbarn vor äußeren Aggressoren zu verteidigen. Außerdem werden auch die nächsten Monate und Jahre zeigen, dass wir auf uns selbst zählen können müssen. Während sich der Druck von außen erhöht, sinkt die Unterstützung von großen Partnern wie den USA, vor allem wenn Trump ins Amt eingeschworen wird. Daher braucht es ein Europa, das auch über eigene Fähigkeiten verfügt, um seine Sicherheit zu gewährleisten.
Im Moment ist es auch so, dass innerhalb der EU viel Geld von Westen nach Osten umverteilt wird, um wirtschaftlich schwächere Länder zu fördern. Innerhalb einer Föderation wäre dieser Ausgleich deutlich effizienter und es käme bei diesen Geldströmen zu weniger Korruption. Im Allgemeinen wäre es möglich, einen stärkeren sozialen Ausgleich durchzusetzen. Innerhalb einer europäischen Föderation wären Möglichkeiten zur finanziellen Umverteilung viel besser gegeben, da es wirklich um viele Menschen geht. Ein „Vereinigte Staaten von Europa“ wäre kein Staat mit 9 Millionen Bewohnern. Es wäre die 3. bevölkerungsreichste Nation der Welt mit fast einer halben Milliarde Bürger.

Wie steht es darum?
Es ist klar, dass es bis zu solch einem Völkerbund noch eine gewisse Zeit dauern könnte. Ob es an kulturellen oder an Interessensunterschieden liegt, 27 Völker unter einen Hut zu bringen, ist ein gewaltiges Unterfangen. Ein absoluter Großteil der EU-Bevölkerung spricht sich gegen eine EU-Föderation aus. Diese Stimmen würden nicht plötzlich verschwinden, vielmehr könnte es auch passieren, dass es eben nicht zu einem riesigen Kulturaustausch kommt, sondern dass die Gruppen unter sich bleiben. Man müsste es also so gestalten, dass es zu einem möglichst großen Austausch kommt, um eine wahre „europäische“ Identität herzustellen, abseits von kleineren Nationen.
Man muss der EU den Verdienst gutschreiben, dass sie unseren Frieden effektiv sichert. Sie ist und bleibt eines der größten Friedensprojekte der Geschichte; mit ihrer Demokratie, Freiheit und Vielfalt. Denn Vielfalt ist nie ein Nachteil. Vielmehr sollten wir zukünftig enger zusammenarbeiten. So sind wir dann vielleicht eines Tages tatsächlich „in Vielfalt geeint“.


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