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Bridging the gap: Roboter für schwerkranke Schüler*innen


Schule – etwas Alltägliches für die meisten Kinder und Jugendlichen, das sie aus ihrem Alltag kaum wegdenken können. Doch eben nur für die meisten, nicht für alle. Wie sieht es beispielsweise für diejenigen aus, die aufgrund einer schweren Krankheit die Schule nicht besuchen können? Und was haben Roboter damit zu tun?

Status quo
Die gerade eben geschilderte Tatsache mag für die meisten etwas sein, das wenig vorstellbar ist, beziehungsweise womit sie vielleicht auch noch gar nicht konfrontiert wurden. Womöglich mag sich die eine oder andere auch die Frage stellen: Sind das überhaupt so viele, die davon betroffen sind? Tatsächlich ist die Antwort auf diese Frage ja. In Österreich sind über 20.000 Kinder und Jugendliche nicht in der Lage, aufgrund einer schweren Krankheit – wie beispielsweise Krebs, Epilepsie oder anderen Erkrankungen – nicht in der Lage, die Schule zu besuchen [1]. Im gesamten EU-Raum sind es sogar 520.000 Personen, die in diese Kategorie fallen [1]. Der Großteil dieser Personen wird direkt im Krankenhaus unterrichtet, insofern sie hospitalisiert sind, in sogenannten Heilstättenklassen, oder im Heimunterricht, sollten sie zuhause sein. Allerdings gibt es auch eine andere Möglichkeit für diese Kinder und Jugendlichen. Eine, die es ihnen ermöglicht, ohne physische Präsenz in ihrem alten Klassengefüge zu bleiben: Telepräsenzsysteme.

Was ist ein Telepräsenzsystem?
Telepräsenzsysteme, wie beispielsweise der Avatar AV1 [2], sind kleine Roboter, die in einem Klassenzimmer aufgestellt werden können. Diese sind dann über eine App mit dem Tablet eines Lernenden verbunden, der oder die nicht physisch anwesend sein muss. Über diese App kann das Kind den Roboter steuern, das Mikrofon aufdrehen, um sich zu Wort zu melden, und durch eine eingebaute Kamera alles sehen, was in der Klasse passiert. Besonders ist, dass es auch möglich ist, den Gesichtsausdruck an dem Roboter zu verändern, oder einen sogenannten „Passiv-Modus“ zu aktivieren. In diesem Modus signalisiert blaues Licht den Personen im Klassenzimmer, dass das Kind gerade nicht ansprechbar ist – beispielsweise, wenn im Krankenhaus gerade die Visite stattfindet [2]. Dadurch, dass der Roboter so leicht zu bewegen ist, besteht auch die Möglichkeit, diesen nicht nur in den Unterricht, sondern auch in Pausenräume oder sogar auf Exkursionen mitzunehmen. Damit sollen die erkrankten Lernenden einen möglichst normalen Alltag haben.

Wozu?
An dieser Stelle könnte man sich die Frage stellen: Wozu das Ganze? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Bildung ist ein fundamentales Menschenrecht – ganz egal, welche Erkrankungen eine Person hat [3]. Dementsprechend ist es wichtig, dass allen Kindern und Jugendlichen die Bildung ermöglicht wird, die ihnen zusteht.
Abgesehen davon wurde in diversen Studien bewiesen, dass der Einsatz von Telepräsenzsystemen einen positiven Einfluss auf Schüler*innen hat, die diesen Roboter benutzen. Beispielsweise können durch Telepräsenzsysteme die Lernergebnisse der Lernenden gesteigert werden [4], und durch die verringerte Isolation wird die mentale Gesundheit der Nutzer*innen wird gesteigert [5].

Was kann man als einzelne*r tun?
Was kann man also als einzelne*r tun, um auch etwas beizutragen? Es ist vor allem wichtig, dass das Thema Telepräsenzsysteme mehr Aufmerksamkeit bekommt. Hier kann jede*r mithelfen, indem er/sie Bekannten davon erzählt. Wenn man ein wenig Geld übrig hat, gibt es auch die Möglichkeit, diverse Projekte durch Spenden zu unterstützen [6].

[1] https://www.aau.at/unterrichts-und-schulentwicklung/forschung/projekte-a/589174-2/
[2] https://www.noisolation.com/de
[3] https://www.amnesty.at/themen/kinderrechte/#wichtigste-kinderrechte
[4] Thomas Pletschko et al., “The Use of the Telepresence System Avatar AV1 as a Therapeutic Tool for Social Inclusion in a 10-year-old Girl Treated for a Brain Tumor,” Digital Psychology 3, no. 1 (2022): 19-24, doi: 10.24989/dp.v3i1.2013.
[5] Jorun Børsting et al., “Avatar 1, Media and socio-technological imaginaries: implications for HCI research” (paper presented at the ICT, July 16-19, 2019).
[6] https://bvhk.de/projekte/avatare/


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