
Der UniNEtZ Zukunftsdialog: Zwischen Wissenschaft und politischer Realität
Am 6.5. fand der UniNEtZ Zukunftsdialog statt, eine Dialogveranstaltung für nachhaltige Entwicklung, die vor der malerischen Kulisse des Naturhistorischen Museums Wien stattfand. Wissenschafter:innen, Künstler:innen und Vertreter:innen aus politischen Institutionen kamen zusammen, um die nachhaltige Zukunft Österreichs zu diskutieren.
“Nichts ist gut, wenn man es nicht tut” fasst die Motivation der Veranstaltung treffend zusammen. Vertreter:innen aus Ministerien, Universitäten, Interessensvertretungen und der Kunst trafen sich zum UniNEtZ Zukunftsdialog in Wien. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit wissenschaftlichen und politischen Impulsvorträgen zur Entwicklung und Wichtigkeit sogenannter Zukunftsbausteine, welche Österreich in eine nachhaltige und gerechtere Zukunft führen sollten. Stand von Seiten der online zugeschalteten Politiker:innen eher die Motivation und Ausdruck der Unterstützung des Projekts im Vordergrund, betonten die Wissenschafter:innen die Wichtigkeit der tatsächlichen politischen Umsetzung der vorgestellten Maßnahmen.
Nachhaltige Entwicklung geschieht nicht nur durch das Erforschen von Ideen im wissenschaftlichen Bereich, sondern muss auch politisch und gesellschaftlich relevanten Gruppen erfolgreich kommuniziert werden, damit sie informierte Entscheidungen treffen. Das ist der Grundgedanke der UniNEtZ-Allianz, einer Vereinigung aus Wissenschafter:innen und Künstler:innen aus 23 österreichischen Institutionen. Diese arbeitete in der Vergangenheit bereits einen Optionenbericht aus, der konkrete und zukunftsorientierte Maßnahmen zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) zusammenfasst. Nun wurden Zukunftsvisionen entwickelt, die in Form von “Zukunftsbausteinen” – konkreten politischen Maßnahmen – erreicht werden sollten.
Diese Bausteine sind in dieser Form einzigartig, denn erstmalig verließen Wissenschafter:innen ihre sonst neutrale Position. Der Grundgedanke folgt dem Problem, dass ein riesiges “Buffet” an Lösungen für vorhandene Probleme zwar vorhanden ist, doch die Politik dennoch keine mutigen Schritte Richtung Klimaneutralität und gesellschaftliche Verbesserungen umzusetzen scheint. Vielleicht ist dieses Buffet wohl zu groß, kompliziert kommuniziert und somit überfordernd – daher sollen die Zukunftsbausteine eine Auswahl an wissenschaftlich fundierten Empfehlungen abgeben, die weitaus leichter verstanden und schneller umgesetzt werden können.
Von Baustein zu Baustein
Beim Zukunftsdialog wurden diese Zukunftsbausteine vorgestellt und in Form von Dialogstationen ausführlich von den Teilnehmer:innen diskutiert. Die angeregten Debatten verliefen respektvoll und sehr konstruktiv – es ging insbesondere darum, vorhandene Bausteine verstehen zu lernen, und auch fehlende Aspekte zu identifizieren. So wurde an der Station für “Wohlergehen von Mensch und Gesellschaft” die Wichtigkeit der Sichtbarmachung weiblicher* Personen in Politik und Verwaltung betont. Jedochwurde schnell deutlich, dass die Wichtigkeit positiver männlicher* Vorbilder in Bildung und Gesellschaft allgemein noch nicht ausreichend beleuchtet war, und auf jeden Fall noch mehr Aufmerksamkeit verdient.
An anderen Stationen diskutierten die Teilnehmer:innen mit Expert:innen über die Probleme und Potentiale in der Bildung, wirtschaftliche Transformation und die noch immer nicht ausreichend umgesetzten rechtlichen Rahmenbedingungen für die schnelle Erreichung der Klimaneutralität.
Die Teilnehmer:innen konnten nicht nur neue Impulse mitnehmen, sondern auch eigene Perspektiven in den Prozess einbringen. Nicht nur an den Zukunftsstationen, sondern auch bei der anschließenden Abschlussreflexion wurden positive Erlebnisse des Dialogs geteilt, jedoch auch die Frustration und Kritik an der Nichtanwesenheit wichtiger politischer Vertreter:innen – sowie deren Untätigkeit. Zwar bekräftigten Regierungsmitglieder und Landesvertreter:innen in den Eingangsstatements ihre Unterstützung für das Projekt, doch die Dissonanz zwischen Worten und Taten war offensichtlich.
Schöne Erlebnisse – nachhaltige Ergebnisse?
Mein Resümee der Veranstaltung ist zum einen sehr positiv, ich konnte wertvolle Einblicke in aktuell laufende Diskurse, Entwicklungen und den wissenschaftlichen Konsens bezüglich der Ausgestaltung einer nachhaltigen Transformation bekommen. Insbesondere das Format, die Art der Diskussionsmoderation und die respektvolle Art meiner Gesprächspartner:innen blieben mir äußerst eindrucksvoll in Erinnerung. Getrübt wurde dieses Erlebnis nur durch die Gewissheit, dass zwar Vertreter:innen aus der Verwaltung anwesend waren, doch ihre Vorgesetzen – Minister:innen, politische Mandatar:innen – nur kaum. Diese sind jedoch jene Personen, welche die Entscheidungen über die Durchsetzung der vorgestellten Zukunftsbausteine treffen müssen. Sie hätten die Macht und Vorbildwirkung, welche so dringend notwendig wäre, um Klimaneutralität und gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen. Es bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Zukunftsdialog die politischen Entscheidungsträger:innen vielleicht doch ihren Weg in die Diskussion finden werden. Bis dahin heißt es, weiter die Wissenschaft voranzutreiben, die Kommunikation zu verbessern und die Akteur:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kunst zu mobilisieren, zu vernetzen und gemeinsam für eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu kämpfen.