Kenne deine Rechte

Hand in Hand zur Klimaneutralität


Der Klimarat ist eine mittels Zufallsprinzip ausgewählte Gruppe an Österreicher:innen, die mit der Unterstützung von Wissenschaftler:innen Maßnahmen entwickelt, die für ein klimagesundes Österreich sorgen sollen. Diese werden an die Regierung zu deren Unterstützung im Kampf für ein klimaneutrales Österreich weitergeleitet. Edith Siebenstich ist eine der rund 100 Bürger:innen, die im letzten halben Jahr Teil dieses Projekts waren. In einem Interview mit Kenne deine Rechte (KdR) gibt sie Einblicke in ihre Erfahrungen im Klimarat und erzählt, wie sie diese Zeit geprägt hat.

Klimarat – Was ist das überhaupt?

Im Klimavolksbegehren vom Juni 2020 wurde vor allem gefordert, die Österreicher:innen mehr in den Prozess der Maßnahmenbildung bezüglich des Klimaschutzes einzubinden. So kam es im März 2021 zur Entstehung des Klimarats. Aus der österreichischen Bevölkerung wurden zufällig ausgewählte Bürger:innen benachrichtigt und gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, Teil dieses Projekts zu sein. Die Bürger:innen sollen repräsentativ für die Bevölkerung sein – also möglichst aus allen Teilen Österreichs stammen, junge und ältere Generationen sowie Frauen und Männer umfassen und aus allen Sparten der Gesellschaft hinsichtlich Bildung und Einkommen kommen.

Zusammen diskutierten diese knapp 100 Menschen in Wien und Salzburg im letzten halben Jahr über mögliche Maßnahmen, die ein klimagesundes Österreich ermöglichen sollen. Mittels der Unterstützung von Wissenschaftler:innen kämpfen sie um Klimaneutralität bis 2040. „Nach dem ersten Tag und der Einführung der Wissenschaftler:innen war uns allen erstmals wirklich klar geworden, wie ernst die Lage tatsächlich ist“, erzählt Edith Siebenstich. Außerdem erklärt sie, dass die Tagungen des Klimarats immer mit einem kurzen Rückblick starten. Dann konzentriert man sich auf verschiedene Handlungsfelder: Energie, Verkehr, Produktion und Konsum, Wohnen und Ernährung. Sie ist beispielsweise Teil der Gruppe Produktion, die darüber diskutiert, wie Produkte klimafreundlicher hergestellt werden können. Diese Vorschläge werden dann auch den anderen Klimaratsmitgliedern vorgelegt und falls es Einwände gibt, wird weiter diskutiert.

Von anfänglichen Zweifeln zum Tatendrang

„Zuallererst dachte ich – was soll ich da? Da gibt‘s eh so viele gescheite Menschen. Aber dann siegte die Neugier“, berichtet Edith Siebenstich von ihren anfänglichen Bedenken, am Klimarat teilzunehmen. Nachdem sie sich aber dachte, dass ein Wochenende ja nicht schaden könnte, willigte sie ein und traf beim Klimarat auf viele Gleichgesinnte, die sie im Endeffekt als „eine ganz tolle Truppe und viele neue Freunde“ liebgewonnen hat. Die vorherigen Zweifel verwandelten sich schnell in Stolz, bei diesem Projekt dabei zu sein.

Ebenso bürgerten sich neue Gewohnheiten im Alltag ein. „Wir sind von absoluten Fleischessern zu 95% Vegetariern geworden“, so Edith Siebenstich. Einzelne Ausnahmen gibt es zwar noch, wie zum Beispiel die Osterjause, aber beim Einkaufen im Supermarkt wird stets auf Regionalität und Saisonalität geachtet. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden brav genutzt und Fahrten mit dem Auto gibt es in der Freizeit nur noch vereinzelt. „Wir vom Klimarat haben nicht nur an den Wochenenden in Wien und Salzburg diskutiert, sondern auch mit viel Einsatz dazwischen. Und viele von uns wollen weitermachen“, sagt Edith Siebenstich. „Ich werde mich weiter engagieren, wie und wo genau, werde ich mir noch genau anschauen.“

Wie geht es jetzt weiter?

Gerade tagt der Klimarat zum sechsten und letzten Mal in Salzburg. Die dort beschlossenen Maßnahmen werden gut überlegt, lange diskutiert und sollen im Endeffekt von allen Bürger:innen im Rat mitgetragen werden. „Wir bleiben so lange dabei, bis alle diese Maßnahmen mittragen. Es gibt keine Mehrheitsentscheidung, sondern alle gehen mit“, erklärt Edith Siebenstich.

Im Anschluss werden die Vorschläge an die Bundesregierung herangetragen. Zudem wird ein Bericht erarbeitet, welcher im Juli der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die ausgearbeiteten Vorschläge der Bürger:innen werden in den zuständigen Gremien der Bundesregierung behandelt und eventuell wird der Maßnahmenbericht auch im Parlament präsentiert und debattiert. Der Maßnahmenbericht des Klimarats ist zwar formal unverbindlich, hilft aber den Parlamenten und Räten beim Entscheiden ihrer Beschlüsse. Es ist außerdem wichtig, dass der Bevölkerung eine Chance gegeben wird, aktiv am Entscheidungsprozess bezüglich der Maßnahmen zum Klimaschutz teilzunehmen. Dies sorgt auch dafür, dass sich die Bürger:innen mit den Gemeinden und Herausforderungen der Verwaltung und Politik identifizieren können.

Mehr Information gibt es unter: https://klimarat.org/


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