Kenne deine Rechte

Innovation und ihre soziale Wirkung – preisgekröntes Handeln


Am 4. Mai 2022 fand die Preisverleihung des European Youth Awards im Zuge des European Young Innovators Festival statt. Wie bereits in einem früheren Artikel berichtet, werden mit diesem Award die besten Erfindungen von jungen Unternehmer:innen prämiert, welche durch den Einsatz von Digitalisierung die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) erfüllen wollen. Ich war live für Euch bei der Verleihung dabei. Es folgt nun ein kurzer Überblick zur Preisverleihung und ein spannendes Exklusivinterview mit einem der Preisträger:innen.

“Innovations are a promise to alter the course in which our societies move towards climate disaster, war and energy inefficiency”, mit diesen Worten eröffnete Prof. Peter Bruck die Preisverleihungszeremonie rund um den European Youth Award, welcher im Zuge des European Young Innovators Festivals jährlich verliehen wird. Das Festival startete im November 2021 als Hybridveranstaltung, allerdings musste der Teil, der vor Ort stattfinden sollte, wegen der damals geltenden Corona-Bestimmungen verschoben werden. Somit fand die Verleihung der Awards persönlich am 4. Mai im Kunsthaus Graz statt. Das Hauptziel des Festivals ist, Innovation in den Vordergrund zu rücken und junge Menschen zu vernetzen, die mit ihren digitalen Projekten, Apps und Kampagnen einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der SDGs leisten. Die besten Ideen werden von den World Summit Awards (WSA) mit dem renommierten European Youth Award ausgezeichnet.

Bei Innovation geht es den meisten um den Einsatz modernster Technik, doch beim European Youth Award geht es vor allem um den social impact, also die soziale Wirkung, die damit erzielt wird. Peter Bruck, Vorsitzender der WSA, wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass dies das besondere Merkmal der Innovationen sei. Viele Menschen haben Fachwissen und leisten in dem Bereich der technischen Innovation hervorragende Arbeit. Nur wenige jedoch schaffen es, mit ihren Ideen auch wirklich eine nachhaltige soziale Wirkung zu erzielen.

Die diesjährigen Gewinnerprojekte beschäftigen sich mit verschiedenen SDGs. Es ging zum Beispiel um mehr Klimafreundlichkeit und die Digitalisierung der Bauindustrie, Online-Shopping als wohltätigen Akt oder darum, junge Mädchen früh für die Informatik/Computerwissenschaft zu begeistern, damit sie in diesem Bereich später tätig werden. Neben dem Prämieren der einzelnen Projekte wird auch ein Gesamtpreis vergeben. Dieser  „Overall Award“ ging an „CircuitMess” aus Kroatien, welche STEM-Kits für Kinder und Erwachsene produzieren. Hierbei handelt es sich um Bastelbausätze zu den Themenbereichen Wissenschaft, Technologie, Engineering und Mathematik, die spielerisch die Fähigkeiten der Benutzer:innen fördern sollen. Der Best Business Potential Award, welcher von der Stadt Graz als Gastgeberin der Veranstaltung ausgesucht wurde, ging an „Walk15” aus Litauen. Hierbei geht es um eine App, die zum Gehen animieren soll, indem sie daraus spielerisch einen Wettbewerb macht und Spaß am sich Bewegen bringt.

Auch eine Idee aus Österreich gewann einen Preis. Die Kampagne „#14zuviel“ beschäftigte sich mit Femiziden in Österreich im Jahr 2021. Dieses Thema ist leider auch im Jahr 2022 noch immer brandaktuell und relevant. Aus diesem Grund habe ich Daniel Langer von „impactory“ für Kenne deine Rechte interviewt:

Kenne Deine Rechte: Erzähl uns ein bisschen was über Dich und Deine Idee.

Daniel: Ich bin CEO bei impactory, ein Unternehmen, welches 2018 gegründet wurde. Die damaligen Gründer:innen, Elke Pichler und Emanuel Riccabona, waren der Auffassung, dass Non-Profit-Organisationen beim Thema Online-Fundraising vor allem mit Know-How besser unterstützt werden müssen, da speziell in Österreich Unternehmen viel weniger spenden als Privatpersonen. Hierfür haben wir zum Beispiel die „Spenden-Gutscheine“ entwickelt, wodurch Unternehmen immer wieder kleine Beträge spenden können und das nicht nur einmal im Jahr.

Kenne Deine Rechte: Was ist die Idee hinter impactory?

Daniel: Es geht uns vor allem um die Aufmerksamkeit. Wir überlegen uns nicht nur, wie Organisationen Spenden erhalten können, sondern auch zu welchen Unternehmen sie gut passen und in welchen Bereichen man auch eigene Kampagnen starten muss. Es geht uns nicht nur darum, dass die Organisationen Spenden erhalten, sondern vor allem auch darum, dass die Thematik, welche die jeweilige Organisation bearbeitet, auch gehört, gesehen und besprochen wird.

Kenne Deine Rechte: Erzähl uns etwas über Dein heute ausgezeichnetes Projekt „#14zuviel“.

Daniel: Auf dieses Projekt kamen wir durch eine unserer Kolleginnen, die mich im März 2021 fragte, ob ich wüsste wie viele Frauen in diesem Jahr bereits an Femiziden verstorben waren. Ich wusste es nicht und die Zahl hat mich schockiert. Es waren damals schon neun Frauen, die von einem Familienmitglied ermordet wurden. Wir wollten definitiv etwas dagegen machen, da wir sowieso auch mit den Frauenhäusern in Wien zusammenarbeiten. Daher haben wir beschlossen eine Awareness-Kampagne zu starten, um das Thema „Femizide“ öffentlich zu thematisieren und vor allem auch Leute darüber reden zu lassen.
Wir haben diese Kampagne innerhalb von drei Wochen zusammengestellt und mussten leider feststellen, dass wir sie nun „#14zuviel“ nennen müssen, da die Zahl der Femizide in Österreich in den drei (!) Wochen weiterhin gestiegen war.

Kenne Deine Rechte: Was ist für Dich persönlich der größte impact von „#14zuviel“?

Daniel: Meiner Meinung nach passieren Femizide und diese Gewaltauswirkungen, weil wir dem Thema Gewaltprävention nicht genügend Aufmerksamkeit geben. Es gibt ja schon viele Hotlines und Programme, wodurch eine Prävention von Gewalt an Frauen erreicht werden soll. Dennoch wird das Thema Femizide noch viel zu wenig thematisiert und offen behandelt. Dadurch ist vielen Menschen hier in Österreich noch nicht klar, dass sich ein Femizid auch vor ihrer eigenen Haustüre ereignen kann. Es ist natürlich ein sehr schweres Thema, aber deshalb müssen wir erst recht darüber reden.

Kenne Deine Rechte: Hast Du abschließend noch Tipps für jungen Menschen, die si
ch auch einbringen und engagieren wollen und Ideen haben?

Daniel: Hört niemals auf! Such Dir andere, die dieselbe Idee verfolgen und dasselbe Ziel haben. Verliert nie den Spaß daran und traut Euch!

Der European Youth Award prämiert Projekte, die mit einem innovativen, digitalen Ansatz einen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt leisten wollen. Solche Initiativen und Projekte werden immer wichtiger und werden dementsprechend auch von internationalen Organisationen, wie beispielsweise der UNESCO, intensiver thematisiert.

Die Welt wird immer schnelllebiger und die Dinge werden immer moderner. Wir sind mitten in der Industrie 4.0 und dem digitalen Zeitalter angekommen. Das European Young Innovators Festival zeigt uns, dass wirklich jede:r Einzelne etwas zu diesen globalen Vorhaben beitragen kann – entweder durch Entwicklung und Innovation oder durch das Verbreiten von relevanten Themen. Wichtig ist, dass wir nicht wegsehen, wenn wir ein Problem erkennen, sondern etwas dagegen tun. Egal auf welche Weise und wie klein die Handlung erscheinen mag, es gibt immer einen social impact. Und genau diese soziale Wirkung müssen wir unerlässlich anstreben.

Fotos: Wanda Tiefenbacher


Das könnte dich auch interessieren