
Love wins – Wen wir am Valentinstag feiern sollten
Schon kurz nach Weihnachten wird das Phänomen Valentinstag bemerkbar. Kaum sind die letzten Schokonikoläuse gekauft, machen sich schon Herzchen und Pralinen in den Schaufenstern breit. Die einen kaufen eine Stunde vor dem Date noch schnell Blumen und die altbekannte Packung Lindt-Pralinen, während die anderen wochenlang den perfekten Tag planen. Was wir jedoch alle vergessen ist, dass nicht jede:r die Möglichkeit hat zu zeigen, wen er:sie wirklich liebt und wer er:sie wirklich ist. Genau aus diesem Grund stellt dieser Artikel fünf Persönlichkeiten der LGBTQIA+ Community vor, die sich dafür einsetzen bzw. einsetzten, dass jede:r zu sich selbst stehen kann.
Alan Costa
Alan Costa ist ein 28-jähriger brasilianischer Performancekünstler. Nachdem Brasilien eines der Länder mit der höchsten trans- und geschlechterspezifischen Tötungsrate ist, wollte Alan einen Ort finden, an dem er sich als schwarze und queere Person sicher fühlt. Aus diesem Grund gründete er „Afrobapho“, ein Kollektiv für junge, schwarze und hauptsächlich LGBTQIA+-Personen. Dort bekommen diese die Möglichkeit, mithilfe von Kunst ihre Geschichte zu erzählen und sich auszutauschen. Gemeinsam wollen sie ein Bewusstsein für die täglichen Probleme ihres Alltags schaffen, unter anderem für Gewalt, Rassismus, LGBTQIA+-Phobie und viele mehr. Ihr Ziel ist, sich nicht mehr verstecken zu müssen, ihre Körper nach ihren Wünschen präsentieren zu können und von der Gesellschaft als die Person akzeptiert zu werden, die sie wirklich sind.
Zanele Muholi
Zanele Muholi ist eine südafrikanische Fotografin und Aktivistin, die sich mit ihren Fotos Persönlichkeiten widmet, die gerne von der afrikanischen Normvorstellung von Sexualität ausgeschlossen oder übersehen werden. In den 90ern begann Muholi mit der Fotografie und engagierte sich nebenbei in der gemeinnützigen Organisation „Behind the Mask“, die ihren Fokus auf LGBTQIA+-Themen in Afrika legt. In ihrer Diplomarbeit befasste sie sich mit dem nicht vorhandenen Zugang zu Sport und Kunst für schwarze Lesen sowie folglich den fehlenden Repräsentationen dieser Gruppe in den beiden Bereichen. Da Zanele Muholi am eigenen Leib erfahren musste, wie schwer es ist, international in einer überwiegend weißen, männlichen Domäne Fuß zu fassen, gründete sie die Organisation „inkanyiso.org“. Damit will sie junge Künstlerinnen der LGBTQ+-Community unterstützen. Für ihre Arbeit erhielt Muholi zahlreiche Auszeichnungen wie den Outstanding International Alumni Award der Ryerson University. Im Jahr 2019 waren ihre Fotografien Teil der Biennale in Venedig.
Lili Elbe
Lili Elbe, geboren im Jahr 1882 als Einar Wegener, war eine dänische Malerin und einer der ersten Menschen, der sich geschlechterangleichenden Operationen unterzog. Schon in jungen Jahren fühlte sich Elbe unwohl in ihrem Körper. Als sie ihr Kunststudium in Kopenhagen begann, lernte sie ihre spätere Frau Gerda kennen. Auch diese war in der Kunstszene tätig und machte die ersten Bilder von Lili in Frauenkleidern, zuerst verdeckt als Einars Schwester und später offen. Damals war das ein großer Skandal in Kopenhagen. Daraufhin reiste das Ehepaar durch ganz Europa und ließ sich schließlich in Paris nieder. Hier traf Elbe auf Kurt Warnekros, der ihr empfahl, nach Berlin zu reisen. In Berlin unterzog sich Elbe vier geschlechterangleichenden Operationen. Daraufhin wurde ihre Ehe zu Gerda annulliert. Dennoch blieben die beiden zeitlebens eng verbunden. Die Veränderungen an ihrem Körper waren auch für die Ärzte erstaunlich, wie zum Beispiel ihre plötzlich fast sopranartige Stimme. 1931 starb Elbe an den Folgen ihrer vierten Operation. Dies ist gerade deshalb so tragisch, weil ihr bei dieser eine Gebärmutter eingepflanzt wurde, da sie sich so sehnlichst eigene Kinder wünschte. Wer noch ein bisschen mehr über Lili Elbe erfahren möchte, dem sollte sich auf jeden Fall mal den Film The Danish Girl auf Netflix anschauen.
Charlotte Wolff
Charlotte Wolff wurde 1897 in Westpreußen geboren. Sie studierte Psychologie und Medizin und arbeitete in einer Klinik in Berlin. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung war sie dazu gezwungen, 1933 ins französische Exil und 1936 nach London zu fliehen. In London eröffnete sie auch ihre erste Praxis. Da sie nicht als Medizinerin arbeiten durfte, verdiente sie ihr Geld zunächst mit Handanalyse. Mit der psychologischen Diagnose von Händen und Gestik verschaffte sie sich bald darauf in der wissenschaftlichen Community Anerkennung. Besonders bedeutend war sie jedoch vor allem für die lesbische und bisexuelle Bewegung der 1970er Jahre. Ihre Bücher über lesbische Liebe (englisch: „Love between Women“) und die Untersuchung der Bisexualität waren bahnbrechende Werke ihrer Zeit und machten sie zu einer Vorreiterin auf diesem Gebiet. Ihr wichtigstes Werk war wohl ihr Portrait des Berliner Sexualforschers Magnus Hirschfeld. Bis zu ihrem Tod setzte sie sich vehement dafür ein, dass alle Formen von Sexualität eine Berechtigung haben, wenn sie nur auf der Liebe gründen.
Mazharul Islam
Der in Bangladesch geborene Aktivist war gezwungen 2016 sein Heimatland zu verlassen und nach London zu flüchten, nachdem zwei seiner Freunde bei einem Machete-Angriff ums Leben kamen. Mazharul wuchs in einem kleinen Dorf mit dem Glauben auf, dass Homosexualität eine Sünde sei. Als er im Alter von 18 Jahren begann, das Internet zu nützen, stieß er auf eine Friends-Only-Yahoo-Gruppe namens „Boys of Bangladesh“ für schwule Männer. Diese wurde von Jahr zu Jahr immer größer und traute sich mit der Zeit auch Treffen zu organisieren. Im Jahr 2015 erhielt Mazharul Drohnachrichten, die er jedoch der Polizei in Bangladesch nicht mitteilen konnte, da Homosexualität in Bangladesch verboten ist. Nachdem seine beiden Freunde getötet wurden, war die Situation in seinem Heimatland unerträglich und die US-Botschaft verhalf ihm zur Flucht. Ab diesem Zeitpunkt begann er sich aktiv für die Rechte der LGBTQIA+ Community einzusetzen. So bietet er in London Rundgänge zum Thema queere Migration an und organisiert jährlich am 25. April einen Protest vor der Botschaft von Bangladesch, um auf die Rechte der LGBTQIA+ Community aufmerksam zu machen. Des Weiteren arbeitet er mit Wohltätigkeitsorganisationen in Bangladesch zusammen, die das Ziel verfolgen, verstoßenen Familien ein sicheres Zuhause zu bieten.
Solidarität zeigen
Auch wenn uns im Westen Ungleichheiten vielleicht gar nicht mehr so auffallen, so sind sie dennoch für viele Menschen tagtäglich präsent. Deshalb sollen diese fünf Persönlichkeiten als ein Vorbild für uns gelten, uns für eine gerechtere Welt einzusetzen. Dafür braucht man weder berühmt sein, noch der LGBTQIA+-Community angehören, denn es reicht schon die wunderbaren Menschen da draußen auf ihrem Weg zu unterstützen. Ich bin mir sicher, dass keine der oben genannten Personen dort stehen würde, wo sie heute steht, wenn sie nicht ein bisschen Hilfe bekommen hätte.
Quellen
https://mh-stiftung.de/biografien/lili-elbe/?cookie-state-change=1612690896873, 6.2.2021
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/charlotte-wolff/, 6.2.2021
https://queertoursoflondon.com/mazharul-islam/, 6.2.2021
https://zeitzmocaa.museum/artists/zanele-muholi/, 6.2.2021
https://forummuenchen.org/projekte/steckbriefe-zu-lgbtiq-persoenlichkeiten/, 6.2.2021
https://www.vogue.de/lifestyle/artikel/herausragende-lgbtq-aktivistinnen, 6.2.2021
Tic Tac Toe Love Heart – Free photo on Pixabay, 8.2.2021