Kenne deine Rechte

Die „moderne“ Frau


Geändert hat sich, was die Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern angeht, einerseits sehr viel. Andererseits stellt sich die Frage: ist das auch genug?  Die Kindererziehung und Vorbildfunktion wird oft immer noch von der Frau ausgeübt, trotzdem soll sie Karriere machen und erfolgssicher durchs Leben gehen. Gleichzeitig gibt es eine jährlich steigende Zahl an gewalttätigen Übergriffen an Frauen. Hier stellt sich die Frage ob wir uns wirklich in einer Zeit des Fortschritts oder gar in einer Zeit des Stillstands bewegen. Wie steht es tatsächlich um die Rolle der „modernen“ Frau in unserer Gesellschaft?

Lange Zeit hatten in Österreich Frauen weniger Rechte als Männer. Erst seit 45 Jahren darf die Frau ohne Zustimmung Ihres Mannes arbeiten. Die Vergewaltigung in einer Ehe ist erst seit 31 Jahren strafbar und das Gleichbehandlungsgesetz trat erst vor 27 Jahren in Kraft. 2006 trat in Österreich die erste Präsidentin in den Nationalrat ein. Das waren einige große Schritte. Nun im Jahr 2020 redet jeder auf der Straße von der „modernen“ Frau. Für jede/n ist es selbstverständlich, dass die Frau heutzutage arbeitet, wählt, sich auch den Partner, die Partnerin selbst aussuchen darf. Aber was ist die „moderne“ Frau und gibt es heutzutage doch noch Ungerechtigkeiten bei der Gleichstellung von Männern und Frauen?

Die Hausfrau, die zur Ehe gezwungen und allein für die Kindererziehung verantwortlich ist, existiert nicht mehr. Die „moderne“ Frau ist ermächtigt, muss Kinder bekommen, Karriere machen und selbstbewusst sein. Gleichzeitig darf sie die Kinder nicht zu lange zur Betreuung in eine öffentliche Einrichtung schieben, sonst wird sie als Rabenmutter beschimpft. Die Mutter muss also eine Vorbildfunktion für ihre Kinder sein und die Karriere, den Haushalt und die Erziehung unter einen Hut bringen. Sie soll sich auf eine Führungsebene hocharbeiten, ohne dabei emotional zu werden. Die „moderne“ Frau muss perfekt sein.

Heutzutage kann eine Frau aber nicht alles so machen, wie manche sich das vorstellen. Denn die tatsächliche, gelebte Gleichstellung der beiden Geschlechter ist immer noch nicht gegeben. Wie sieht es in der Praxis aus? Will man z.B. als Frau einen technischen Beruf erlernen, so muss man erst einen Betrieb finden, der mit geschlechtergetrennten Umkleiden und Sanitäranlagen ausgestattet ist. Ziemlich schwer ist es beispielsweise als Mechanikerin, da die wenigsten Betriebe mit Sanitäranlagen für Frauen ausgestattet sind. Auch als Maurerin bekommt man oft gesagt, man hat nicht die nötige Muskelkontraktion. Eine große Hürde ist darüber hinaus auch noch der Verdienst. Das Einkommen der Frau, mit Berücksichtigung der Unterschiede im Beschäftigungsausmaß, lag im Jahr 2017 immer noch um 15,6 %, unter jenem der Männer.

In diesem Jahrhundert kann sich auch fast niemand mehr vorstellen, dass die Zahl der gewalttätigen Übergriffe gegen Frauen noch immer steigt. Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlich und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt und jede 7. Frau ist ab dem Alter von 15 Jahren  von Stalking betroffen. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik zu Frauenmorden in Österreich gab es 2014 „nur“ 19 Morde – im Jahr 2018 waren es bereits 41 Morde.

Eine Gesetzesänderung bedeutet nicht gleich eine Gesellschaftsänderung. Vorurteile, veraltete Strukturen und alteingesessene, problematische Praktiken sind nach wie vor alltäglich. Es gibt auf der ganzen Welt nach wie vor großen Aufholbedarf bei der gelebten Gleichstellung zwischen Frau und Mann. Nun fragt man sich: „existiert“ die Frau von heute wirklich oder ist sie vielleicht doch nur ein Erscheinungsbild?


Quellen

https://www.oeffentlicherdienst.gv.at/fakten/
einkommensbericht/index1.html

https://www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten

https://bundeskriminalamt.at/news.aspx?id=53457A393463735342686B3D

 


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