Kenne deine Rechte

Unser Recht auf Zukunft


Alle reden vom Pariser Abkommen, von der Einhaltung von Klimazielen und der Umsetzung klimaschützender Maßnahmen. Aber niemand agiert. Und die, die handeln, weil es um ihre Zukunft geht, werden bestraft? Ein Artikel an alle, denen unser Planet etwas bedeutet.

Mir wurde immer gesagt, wenn ich einen Artikel schreibe, sage ich meine Meinung, ohne dabei eine Form von „Ich“ zu verwenden. Nun, diesmal ist es anders, denn ich selbst bin betroffen, ich und meine gesamte Generation, irgendwann einmal auch meine Kinder, unsere Kinder, denen wir keine Zukunft mehr bieten können, weil wir nicht gekämpft haben, gegen unsere Eltern und Lehrer*innen.  Es mag drastisch klingen, aber genau das ist es auch. Drastisch. Wir haben gesehen, was auf unserem Planeten passiert. Was wir mit unserem Planten passieren lassen, weil wir uns nicht bemühen, ihn mit den uns vorhandenen Mitteln zu schützen. Und damit nicht genug: Wir tragen Tag für Tag unseren Teil dazu bei, dass wir unser einzigartiges Ökosystem sterben lassen.

Doch da ist ein Funken von Kampfgeist in den Köpfen von ein paar Jugendlichen, angeführt von einer jungen Schwedin mit Asperger-Syndrom, die dem Klimawandel mit ihrer Rede „our house is on fire“ Aufmerksamkeit rund um den Planeten verschaffte. Greta Thunberg gab und gibt der Generation, die der Klimawandel am meisten betreffen wird, eine Stimme, die die Jugendlichen aufforderte, zu handeln. Das haben sie getan. Millionen europäische Schüler*innen nahmen bisher an den berüchtigten Schulstreiks am Freitagmittag teil. Auch unsere verhältnismäßig kleine Stadt spielte eine tragende Rolle, sogar ein Lichtermeer wurde organisiert. Euphorie machte sich breit, mit Sprechchören wie „Ihr wollt uns sterben lassen? Ohne uns!“, „Wir streiken bis ihr handelt“ oder lautem Mitsingen des Songs „Earth“. Gesungen und interpretiert von Lil Dicky und unzähligen anderen Größen der Pop-Szene, die in dem zeichentrickartigen Video auf das Leiden von Tieren auf der ganzen Welt hinweisen und zum Schutz unseres wunderbaren Planeten aufrufen, hat es das Lied innerhalb weniger Tage nach seinem Erscheinen zu einer der Hymnen der FridaysForFuture Bewegung geschafft.

„Zu sehen, dass deine Stars das unterstützen, das gibt dir das großartige Gefühl, alles richtig gemacht zu haben“ (Lisa, 14, besucht ein BG, auf ihrer ersten FFF Demo am 31. Mai 2019 in Wien). Die Ernüchterung kam dann drei Tage später, in der Schule:

„Als ich nach einer Verwarnung aufgrund meines Fernbleibens während einer „FridaysForFuture“- Demonstration eine*n Lehrer*in gefragt hab, wie effizient er/sie es fände, sein/ihr eigenes Haus anzuzünden, habe ich eine mehr oder weniger überlegte Antwort bekommen; mir wurde mitgeteilt, dass ich mit einer naiven, pseudorevolutionären Einstellung wie der meinen nicht mehr an einer Schule mit einem derartig guten Ruf, wie ihn diese besitzt, Unruhe stiften solle, ich wäre ja ein gescheites Mädchen und mir bewusst, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Von da an weigerten sich auch immer öfter meine Eltern, mir weiter meine Fehlstunden, in denen ich bei den Demos war, zu entschuldigen. Ich gehe jetzt jeden Dienstagnachmittag nachsitzen, wenn ein*e Lehrer*in grade lustig ist auch gerne Freitag, damit ich nicht zur Demo kann.“

Damit ist Lisa noch lange nicht die Einzige. Ständig werden Strafen bzw. Konsequenzen über Schülerinnen, die während der Schulzeit streiken, verhängt .

Für Elisabeth S., selbst Lehrerin für Ethik, Psychologie und Philosophie an einer Grazer Schule mit fast 1000 Schülerinnen und gleichzeitig Mutter zweier Mädchen, die sich ebenfalls für FFF engagieren, bedeutet das ein großes Problem: Sie ist stolz auf ihre Kinder, da sie ja selbst seit vielen Jahren versucht, den Jugendlichen zu zeigen, wie unglaublich wichtig Umweltethik ist. Dennoch steht über ihr eine Schulleitung, die unerlaubtes Fernbleiben zu Demonstrationszwecken nicht duldet. Sie ist also dazu verpflichtet, eventuelles „Schwänzen“ einzutragen.

„Ich bin Ethiklehrerin. Da sage ich meinen Schüler*innen Tag für Tag wie wichtig es ist, für die Einhaltung seiner Rechte aufzustehen. Und nur damit das mal gesagt ist: Das Recht zu protestieren und das Recht auf eine intakte Umwelt sind hier stark gefährdet, aber mir sind die Hände gebunden. Ich hatte schon früher meine Auseinandersetzungen mit der Schulleitung und weiß wie viel das bringt. Ich habe Verantwortung, für meine Schüler und meine Kinder, wisst ihr?“

Sie hat uns dazu geraten, zu versuchen eine andere Lösung zu finden . Es bleibt offen, wie glücklich sie mit diesem Rat ist.

Und es bleibt offen, wie sehr wir uns noch beraten lassen können. Wollen wir, dass mit unserer Umwelt das Gleiche passiert wie mit dem Brexit? Dass eine Gruppe von Menschen, die einen Großteil ihres Lebens bereits hinter sich haben, entscheidet, wie die Zukunft der heutigen Jugend aussehen wird? Wollen wir das? Ich persönlich möchte schlicht ein letztes Mal unsere Greta zitieren:

It’s OUR future.


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