Kenne deine Rechte erhält Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis
Menschenrechte an junge Menschen zu vermitteln hat sich die Jugendplattform des Grazer Menschenrechtsbeirats bei ihrer Gründung zum Ziel gesetzt. Neun arbeitsreiche Jahre später wird das Engagement des Projektteams mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte belohnt.
Wo informiere ich mich, wenn ich etwas über Menschenrechte wissen will Immer mehr junge Menschen klicken auf der Suche nach Informationen eine Seite an, die ihre Basis in Graz hat: „Kenne deine Rechte“ ist das 2010 ins Leben gerufene Jugendbeteiligungsprojekt des Menschenrechtsbeirats der Stadt Graz. Ziel ist es, das Interesse für Menschenrechte zu wecken und zu fördern, eine Plattform zu bieten und so einen nachhaltigen Beitrag zu einer reflektierten Jugendkultur zu leisten. Die Plattform bietet grundlegende Informationen zu Menschenrechten, journalistische Beiträge, Videos, Fotostrecken, Fragen, Antworten, Wettbewerbe und vieles mehr. „Kenne deine Rechte“ versucht die Menschenrechte auf den Alltag herunterzubrechen mit dem Ziel, dass möglichst viele ihre eigenen und damit auch die Rechte anderer kennen, Verantwortung für diese übernehmen und sich dafür einsetzen.
Lichtblick und Hoffnungsträger
Dass dies gelingt, zeigen nicht nur die Zugriffsstatistiken auf die Projektwebsite, sondern auch Anerkennung und professionelle Würdigung. Für seine Leistungen um die Vermittlung von Menschenrechten erkannte die Jury des Bruno Kreisky-Preises für Verdienste um die Menschenrechte dem Projekt einstimmig einen der beiden nationalen Preise zu. Laudatorin Corinna Milborn, die aufgrund der sich überstürzenden politischen Ereignisse im Fernsehstudio unabkömmlich war und ihre Rede verlesen lassen musste, sieht in einer Zeit, in der bald niemand mehr persönlich Zeugnis des Holocaust ablegen kann, einen tröstlichen Aspekt im Engagement des jungen Redaktionsteams: „Die jungen Menschen, die hier in Artikeln und Videos Menschenrechte zum Leben erwecken und in Geschichten übersetzen, sind meine Hoffnung. Ihr seid meine Hoffnung. Die Geschichten sind nicht nur lebensnah, sondern auch spannend. Sie sind nicht nur sehr professionell produziert und exzellent erzählt und es ist nicht nur die Tatsache, dass ich zu einigen Themen die besten Artikel hier gefunden habe, sei es zu sozialen Rechten, zu Flucht oder zum Leben mit Behinderung. Das alles macht das Projekt preiswürdig, vom Inhalt her genauso wie von der Umsetzung. Warum es mir aber besonders leid tut, hier nicht persönlich stehen zu können, ist die Hoffnung, die es mir und Vielen gibt.“
Immer wieder von vorne anfangen
Alexandra Stocker und David Weiss vom Projektteam am ETC Graz (Europäisches Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie) sehen ihre Aufgabe vor allem im Ermöglichen und nehmen aus der Preisverleihung Mut und neuen Schwung für das Projekt mit: „Natürlich können wir mit einem kleinen Projekt mit Basis in Graz nicht die Welt retten, aber Menschenrechte und Demokratie kommen nicht von selbst . Beides bedeutet Arbeit und Immer-wieder-von-vorne-Anfangen.“ Immer wieder neu anzufangen bedeutet auch, dass inzwischen 62 junge Menschen in der multimedialen journalistischen Vermittlung von Menschenrechten ausgebildet wurden und teilweise jahrelang ehrenamtlich im Projekt arbeiten. Aktuell bereitet das Projektteam das zehnte Projektjahr ab Herbst vor, um die Rahmenbedingungen für Ideen, Motivation und Anliegen der Jungen zu schaffen und weiterhin eine starke Stimme für Menschenrechte zu sein.
Preise für ägyptische Aktivistin Amal Fathy und „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“
?Der internationale Preis der Bruno Kreisky-Stiftung ging an die ägyptische Aktivistin für Frauenrechte und gegen Gewalt an Frauen, ?Amal Fathy. ?Dem Mitglied der Kommission für Rechte und Freiheiten (ECRF), die Fälle von Folter, Verschleppungen und außergerichtlichen Tötungen in Ägypten dokumentiert, war in Zusammenhang mit einem Facebook-Video, in dem sie sexuelle Belästigung anprangert, die Veröffentlichung eines „unanständigen Videos“ vorgeworfen worden. Laudatorin Gudrun Harrer stellte den Bezug zur aktuellen Situation in Österreich her, den Preis nahm Fathys Mann entgegen, da ihr von den ägyptischen Behörden die Ausreise verweigert worden war.
Der zweite nationale Preis ging an den Verein „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“, der aus der Spontanhilfe für Geflüchtete im Jahr 2015 entstand und nach Wien geflüchtete syrische Familien begleitet. Grundlage für die Hilfe des Vereins von jüdischen Frauen ist das Schicksal der eigenen Familien nach der NS-Machtergreifung in Österreich im März 1938, als ein Land nach dem anderen seine Grenzen für jüdische Flüchtlinge schloss und jene, die noch flüchten konnte, denselben Weg in die andere Richtung gingen, wie Laudator Doron Rabinovici anmerkte.
(21. Mai 2019)
Zahlen und Fakten (seit Projektstart im Jahr 2010)
- 62 teilnehmende Jugendliche zu MenschenrechtsjungjournalistInnen ausgebildet
- 357 schriftliche Beiträge (Artikel, Kommentare, Reportagen, Interviews, Glossen etc.) auf der Website veröffentlicht
- 31 Videos/Kurzfilme auf der Website bzw. auf dem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht
- 20.000 Unique Users pro Jahr
- Bewerbungsfrist für das Redaktionsjahr 2019/20: 15. Juli 2019
Bildnachweis: Daniel Novotny http://www.fotonovo.at/