
Zweite Erde: Leider nicht im Sortiment
13. April 2018, der „Earth Overshoot Day“ oder Welterschöpfungstag für Österreich. Die aktuellen Daten für 2019 werden erst am 5. Juni bekanntgegeben. Dennoch wird vermutet, dass die ÖsterreicherInnen auch heuer jene Ressourcen bereits verbraucht haben, die ihrem kleinen Land zustehen. Bezogen auf die ganze Welt nennt die NGO Global Footprint Network den 1. August als jenen Tag, ab dem wir auf Kosten der zukünftigen Generationen leben. Wurden vor rund sechzig Jahren (1961) 0,73 „Erde-Einheiten“ verbraucht, brauchen die Menschen heute 1,7 Erden (2018), um ihren Bedarf zu decken.
Eigentlich fände der Welterschöpfungstag noch früher im Jahr statt, gäbe es kein globales Entwicklungsgefälle. Dieses wird besonders deutlich, wenn man den „Earth Overshoot Day“ von Qatar und Vietnam vergleicht. Während Qatar diesen schon am 9. Februar 2018 erreichte, landete Vietnam am 21. Dezember und ist somit eines der klimafreundlichsten Länder der Welt . Zudem bräuchten wir fünf Planeten, wenn alle Menschen nach amerikanischen und 3,3 Planeten, wenn sie nach österreichischen Standards leben würden. Für die Ökonomie kann darin, dass ärmere Länder eine geringere Auswirkung auf das Weltklima haben, ein Vorteil gesehen werden. Gesellschaftliche Ungleichheiten werden dadurch aber verstärkt. Immerhin leben ÖsterreicherInnen seit April auf Kosten der benachteiligten Dreiviertel der Weltbevölkerung.
Das Global Footprint Network hat neben dem „Earth Overshoot Day“ noch weitere Aktionen ins Leben gerufen, um auf die Ökoschulden der Menschen hinzuweisen. So werden beispielsweise mit dem Hashtag #MoveTheDate Tipps für ein nachhaltiges Leben geteilt. NutzerInnen wählen jene Möglichkeiten, welche für sie am besten umsetzbar sind:
„I commute social“. Ich verwende mein Fahrrad, Carpooling oder öffentliche Transportmittel anstelle meines Autos. Immerhin sind Autos für 19,7% des globalen CO2-Abdrucks verantwortlich.
„I start a population conversation“. Derzeit leben 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde. Bildung, Zugang zu Verhütungsmitteln und die Unterstützung von Frauen können dem starken Bevölkerungswachstum entgegenwirken.
Oder aber auch „I streamline my wardrobe“. Kleidung macht 3% des globalen CO2-Abdrucks aus. Umso sinnvoller erscheint es, wenige, aber dafür hochwertige Stücke zu besitzen, die je nach Situation passend gestylt werden können.
Diese Aufwände sind in der Tat nicht umsonst. Obwohl derzeit durchaus Bedarf nach einer zweiten Erde besteht, ist die Situation laut Global Footprint Network reversibel. Eine wirkungsvolle Maßnahme wäre die Reduktion des weltweiten Fleischkonsums um die Hälfte. Der Welterschöpfungstag könnte so fünf Tage nach hinten verschoben werden . Durch eine bessere Energieeffizienz bei Gebäuden und in der Industrie könnte sogar eine Verschiebung um ganze drei Wochen erzielt werden. Hier liegt es vor allem an der Politik, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen und Maßnahmen zu ergreifen, um dem negativen Trend der letzten Jahrzehnte entgegenzuwirken.
Image: (c) Global Footprint Network