
Weil „schwul“ kein Schimpfwort sein darf
Anlässlich des Pride Monats Juni findet auch dieses Jahr wieder der Christopher Street Day – kurz CSD genannt – statt. Dieser Demonstrationstag findet seit dem Stonewall-Aufstand am 28. Juni 1969 in New York statt und wird seitdem jährlich auf der ganzen Welt zelebriert. Es wird mutig und heiter demonstriert für die Rechte und gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von nicht-heteronormativ entsprechenden Menschen.
Oftmals wird die Pride-Parade – vor allem von Menschen außerhalb dieser Szene – heutzutage als ein riesiger Aufmarsch von jungen, feierwütigen, homosexuellen Menschen ohne tiefergehenden Sinn angesehen, „da die ja heute sowieso keinen Diskriminierungen mehr ausgesetzt sind.“
Doch man braucht nur einen flüchtigen Blick auf die Gesetzeslage zu werfen. Erst 1971 wurde Homosexualität entkriminalisiert
. Vor gerade mal 47 Jahren. Erst ab 2019 werden alle Menschen in Österreich heiraten dürfen – egal, ob sie den Bund fürs Leben nun mit einer Person weiblichen oder männlichen – oder unbestimmten – Geschlechts eingehen wollen.
Noch immer werden nicht-heterosexuelle Menschen diskriminiert. Bei der Jobsuche, auf der Suche nach einer neuen Wohnung, auf offener Straße – oder etwa in einem Cafè, wie wir es erst im Fall eines lesbischen Pärchens im ,,Cafè Prückel“ im Jahre 2015 in Wien öffentlich beobachten konnten.
,,17 Prozent der Lesben und zwölf Prozent der Schwulen haben bereits einmal versucht, sich das Leben zu nehmen. Fast jeder dritte Suizidversuch in Österreich wird von homosexuell orientierten Menschen begangen.“
Dies zeigt, welche Umstände Nicht-Heterosexuelle auch in Österreich noch tagtäglich ertragen müssen. Oberflächlich gesehen wurden schon einige Meilensteine erreicht, doch blickt man hinter die Fassade, erkennt man rasch, dass in unserer Gesellschaft noch einiges schief läuft.
Junge Menschen, die für sich erkennen, dass sie eventuell eine Person des gleichen Geschlechts anziehend finden, schämen sich zuerst. Sie scheuen sich davor, die Wahrheit auszusprechen und es fällt auch noch im Jahre 2018 vielen schwer, offen mit diesem Thema umzugehen – egal ob es sich um den Freundeskreis oder die Verwandtschaft handelt.
,,69 Prozent hingegen haben sich nur zum Teil oder gar nicht vor ihren SchulkollegInnen oder Lehrenden geoutet. 15 Prozent gaben zudem an, im vergangenen Jahr gemobbt oder benachteiligt worden zu sein.“
All diese Zahlen sind äußerst ernst zu nehmen. Mit Schweigen erreichen wir nicht viel – stehen wir jedoch alle gemeinsam gegen die Alltagsdiskriminierungen auf, so könnten wir viel erreichen!
Wörter wie ,,Schwuchtel“, ,,Warmer“, ,,Kampflesbe“ etc. werden noch immer häufig als Schimpfwörter missbraucht
. Oft sind sich die Personen, die Wörter wie diese leichtfertig von sich geben, ihrer Wirkung nicht bewusst.
Es gilt jedoch, die Aufmerksamkeit auf die als klein erscheinenden Dinge zu lenken. Hier beginnt Diskriminierung, hier beginnt Ausgrenzung!