Die Zeit ist reif
Am 1. Januar 2018 wurde die Kampagne „Time’s Up“ ins Leben gerufen. Sie beschäftigt sich mit der sexuellen Belästigung der Frau und verarbeitet die #metoo Debatte und den Weinstein Effekt. Auch die diesjährigen Golden Globes standen unter diesem Motto: Schauspielerinnen und Schauspieler trugen an diesem Abend die Farbe Schwarz, um für das Thema Aufmerksamkeit zu schaffen.
Oprah Winfrey, die als erste schwarze Frau für ihr Lebenswerk mit dem Cecil B. DeMille Award (einem Golden Globe Award für das Lebenswerk eines/r Filmschaffenden) ausgezeichnet wurde, verkündete kämpferisch in ihrer Rede, dass die Tage gezählt seien, an denen Frauen unterdrückt werden. Sie sprach jungen Mädchen Mut zu, dass die Zeit gekommen sei, in der man als Frau die gleichen Chancen wie ein Mann hat, und ein neuer Tag anbrechen würde. Viele andere berühmte Persönlichkeiten sprachen sich auch dafür aus. So zum Beispiel ließ sich Emma Watson sogar ein Tattoo stechen und Mark Wahlberg spendete 1.5 Millionen US-Dollar für die Kampagne, als Zeichen gegen die Ungerechtigkeit, dass eine weibliche Kollegin deutlich weniger verdiene als er. Ein alltägliches Problem, welches nicht nur Hollywood betrifft, sondern genauso auch in Österreich herrscht.
Die Kampagne startete mit einem Brief, den zahlreiche Frauen, die in der Filmbranche tätig sind, unterschrieben haben. Ein anderer Brief, der bereits im Herbst erschien, gab den Anstoß zur Kampagne, indem die Alianza Nacional de Campesinas (die nationale Allianz der Farmarbeiterinnen) verkündete, dass sie mit Hollywoods Frauen gegen sexuelle Belästigung steht. Es ist ein Aufruf an alle Frauen, sich für sich selbst einzusetzen. Dass die Zeit gekommen ist, in der Frauen nicht länger über Ungerechtigkeiten schweigen müssen. Time’s up. Die Zeit ist reif.
Doch nicht jede Frau denkt gleich
Ein starker Gegensatz zu dieser Bewegung ist eine Kampagne, die vor einiger Zeit in der französischen Tageszeitung „Le Monde“ erschienen ist. Ein offener Brief, den rund hundert Frauen, unter anderem auch Catherine Deneuve (eine preisgekrönte französische Schauspielerin), unterzeichnet hatten, forderte die „Freiheit zu belästigen“. Sie bezeichnen „Kniegrapschen“ als ungeschicktes Flirten. Außerdem finden sie, dass dieses „ungeschickte Flirten“ unerlässlich für die sexuelle Freiheit sei. Damit stoßen sie eindeutig an eine Grenze. An eine Grenze, die auf keinen Fall überschritten werden sollte. Im normalen Alltag sind jedoch solche Situationen, in denen Frauen von Männern scheinbar harmlos (wie sie es darstellen) berührt werden, keine Seltenheit.
Eine Freiheit sollte keine andere verletzen und vor allem sollten Belästigungsfälle auf keinen Fall verharmlost werden. Ohne Einverständnis sollte es nicht erlaubt sein, eine andere Person zu berühren. Solche Debatten zeigen, dass noch viel getan werden muss, bevor wirkliche Gleichberechtigung herrschen kann. Dazu muss jeder/jede etwas beisteuern
. Nur so kann eine Veränderung in der Gesellschaft und vor dem Gesetzt entstehen.