
Wahlempfehlung: Zukunftsangst abwählen?
Wie wird die Zukunft aussehen? Die eigene Zukunft? Die Zukunft Österreichs – Europas – der Welt? Wirtschaftslage, politische Krise, Identitätskrise: Schlechter als momentan könnten die Aussichten nicht sein, möchte man meinen – zumindest für eine Generation junger Menschen, die das Glück hat, noch viel dunklere Momente unserer Geschichte nur aus Büchern und Erzählungen zu kennen. In der Tat: Es gibt Grund zur Sorge. Gräben werden aufgerissen und es scheint weit und breit niemand in Sicht zu sein, der sie wieder zuzuschütten vermag. Stattdessen wird vermittelt, dass Menschen anderer Herkunft für Probleme verantwortlich sind, die aus einem System resultieren, das offensichtlich erkrankt ist. Sorgen und negative Entwicklungen in einer Gesellschaft auf einen Sündenbock abzuwälzen, ist eine alte Taktik, die leider nie aus der Mode zu kommen scheint – und auch immer wieder funktioniert. So tendieren Menschen gerade in Situationen, in denen ein hohes Maß an Solidarität gefragt wäre, dazu, sich voneinander abzugrenzen.
Man muss vielleicht einiges an Courage aufbringen, um sich auf etwas Neues, etwas „Fremdes“ einzulassen. Ebenso viel davon wird nötig sein, um wieder aktiv auf Mitmenschen zuzugehen und zu versuchen, trotz eventuell verschiedener Einstellungen Verständnis füreinander zu haben. Hat man das aber einmal geschafft, wird man schnell merken, dass wir alle Menschen sind, die mit ähnlichen Sorgen zu kämpfen haben – manche sicher mehr, manche weniger. Nur eines wird deutlich: Es ist völlig egal, ob man Josef oder Akbar heißt. Daher werden auch nationale Abschottung oder das ständige Suchen von Differenzen statt Gemeinsamkeiten niemals zu einer Lösung führen.
Wohin geht die Fahrt, wohin die Reise?
Nimm mi, wenn’s geht, net mit, Kapitän.
Es beruhigt mi a auf gar ka Weise,
wenn ma alle z’ammen untergeh’n.
Diese Textzeile, dem STS-Lied „Wohin die Reise“ entnommen, beschreibt die aktuelle Situation recht treffend. Nach jeder Wahl liest man in diversen sozialen Medien aufs neue vermehrt von Auswanderungs-Gedanken, von Resignation – es wäre für einige von uns wohl gelogen, zu behaupten, diese Gedanken selbst noch nie gehabt zu haben. So viel Wahrheit auch darin stecken mag: Wir müssen die Fahrt antreten. Wir müssen auf die Reise mitgenommen werden. Wir dürfen dieses Schiff nicht verlassen, sondern müssen gemeinsam versuchen, das Ruder herumzureißen und vom Kollisionskurs abzukommen.
Wir möchten in einer weltoffenen Gesellschaft leben, die stark genug ist, um gemeinsam konstruktive Lösungen zu suchen, wenn Probleme auftauchen. In einem Land, das sich nicht der Illusion hingibt, durch Abgrenzung und rückwärtsgerichtete Politik wieder zu Stärke gelangen zu können. Nicht zuletzt in einem vereinten Europa, das sich auf seine Grundwerte, die Menschenrechte und die Solidarität unter seinen Mitgliedsstaaten, besinnt und das einen wichtigen Beitrag zur friedlichen Koexistenz auf diesem Planeten leistet. Wir alle können etwas zur Verwirklichung dieser Vision beitragen – die erste Möglichkeit dazu gibt es am kommenden Wahlsonntag
. Die Bundespräsidentschaftswahl wird richtungsweisend für Österreich sein und wir möchten euch dazu aufrufen, unbedingt von eurem Stimmrecht Gebrauch zu machen und euch bewusst zu überlegen, wie euer Österreich und euer Europa der Zukunft aussehen sollen.