Kenne deine Rechte

Getarnte Homophobie?!


Die Olympischen Spiele in Sotschi haben begonnen und Mütterchen Russland freut sich bis zum Geht-nicht-mehr. Doch nicht nur das Veranstaltungsland ist in Feierlaune, besonders Österreich steht dieser Sport-Großveranstaltung mehr als positiv gegenüber.

Schließlich hat Österreich endlich wieder die Chance, sich auf internationaler Ebene sportlich auf hohem Niveau zu präsentieren. Dass es in Russland schwerwiegende Probleme bezüglich Homophobie oder Menschenrechten im Allgemeinen gibt, ist für das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) nicht von Relevanz.

Die Sache mit der Fahne

Homophobie ist in Russland allgegenwärtig, immerhin wird die Angst vor Homosexuellen von der russischen Regierung quasi propagiert. Einer der größten Kämpfer gegen die sogenannte „Schwulenpropaganda“ ist der Präsident selbst – Wladimir Putin. Putin verstößt bzw
. lässt regelmäßig gegen viele Menschenrechte verstoßen, sei es nun die eklatante Benachteiligung Homosexueller in der Gesellschaft, die Einführung eines neuen Gesetzes, welches Homosexuelle noch stärker benachteiligt oder das Verhalten gegenüber politischen Gegner_innen. Reaktionen Österreichs fallen eher mager aus. Manchmal äußert sich ein_e Prominente_r, worüber dann einen halben Tag berichtet wird – und das war’s dann auch schon wieder. Auf Statements der österreichischen Spitzenpolitik wartet man vergeblich. Dabei gab es vor allem jetzt vor Olympia den perfekten Moment dafür: Man nehme nur die Sache mit der Fahne.

Viele Österreicherinnen und Österreicher wollten die offen gleichgeschlechtlich liebende erfolgreiche Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz als Fahnenträgerin für Österreich sehen, um ein Zeichen zu setzen. Die Reaktion des ÖOC: Wir lassen uns nicht instrumentalisieren. Stattdessen wollte das ÖOC den Skifahrer Benni Raich als Fahnenträger, welcher jedoch kurz vor Olympia absagte. Das gab Österreich noch eine zweite Chance ein Zeichen zu setzen
. Doch wieder war das Komitee „diplomatisch“ und entschied sich für den Langläufer Mario Stecher. Chance vertan.

Die ignoranten Funktionär_innen

Österreich war demnach sehr „diplomatisch“ unterwegs, so wurde es zumindest nach außen kommuniziert. Was es, meiner Meinung (und der vieler anderer) nach, wirklich ist: schlichtweg als Diplomatie getarnte Homophobie. Wirklich offenkundig ist aber die Haltung wichtiger Funktionäre wie Peter Schröcksnadel, seines Zeichens Chef des Österreichischen Skiverbands, zu Homophobie in Russland, nämlich pure Ignoranz. Man soll sich doch lieber auf den Sport konzentrieren und außerdem findet er sowieso, dass die klassische Familie viel mehr gefördert gehört als Homosexuelle. Klingt irgendwie auch homophob. Auch andere höhere Funktionäre äußerten sich eher verhalten über die Zustände und blockten vehement mit der Aussage „Der Sport steht im Mittelpunkt“ ab. „Hände falten, Goschen halten“ ist das Motto, gut österreichisch gesagt.

Die noch ignoranteren Politiker_innen

Es wäre dringend an der Zeit, dass die Politik endlich ein klares Statement gegen das Tabuisieren von Homosexualität im sportlichen Kontext setzt. Ganz unabhängig von Sotschi ist die österreichische Politik, was gesellschaftspolitische Statements angeht, ziemlich lasch unterwegs. Man nehme den Fall Thomas Hitzlsperger: Endlich ein Fußballer, der sich selbst geoutet hat. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, etwas, worauf man aufbauen kann, wenn man tatsächlich diese Thematik tiefergehend und längerfristig behandelt. Die Homophobie aus dem Sport rausbekommen wäre das Ziel. Doch mehr als Phrasen gibt die Bundesregierung nicht von sich, „Sexuelle Orientierung ist Privatsache“, und die Diskussion zu diesem Thema ist tot. Der Diskussionsball wurde geworfen, doch er prallt an der Ignoranz und Feigheit der Spitzenpolitik ab.

Die (logische) Schlussfolgerung

Solange das Thema Homosexualität noch in der Öffentlichkeit diskutiert werden muss, ist es ein weiter Weg bis zur dringend notwendigen gesellschaftlichen Akzeptanz. Solange es eine Sensation ist, dass sich Spitzensportler_innen outen, muss noch viel für die Akzeptanz von Homosexualität im Sport getan werden. Einen großen Schritt muss die Spitzenpolitik machen, denn bloßes inhaltsloses Beklatschen, wenn sich ein_e Sportler_in zur Homosexualität bekennt, ist nicht zielführend.

 


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