Kenne deine Rechte

Zwischen Erleichterung und Bauchweh


Umfrage unter Jugendlichen in Graz. Wie wichtig ist der Jugend Teilnahme und Meinungsäußerung wirklich? Haben Sie überhaupt eine Meinung? Wissen Sie, welche Rechte sie haben?

Wir von „Kenne deine Rechte“, genau genommen Daniela und ich, haben eine Umfrage unter Grazer Jugendlichen durchgeführt, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Es gibt eine Kinderrechtskonvention?!

Für 47 % der 68 Befragten[1] machte sich bereits bei der ersten Frage (Wusstest du, dass es eine Vereinbarung der UNO (Vereinte Nationen) über die Rechte von Kindern und Jugendlichen gibt?) Ernüchterung breit, denn wer möchte schon auf eine Frage mit Unwissen antworten. Immerhin  gibt es ja noch die 53 restlichen Prozentpunkte…Doch als es darauf ankam zumindest ein Recht zu nennen, war auch für mehr als die Hälfte jener, die bereits von der Kinderrechtekonvention gehört hatten, Ende im Gelände. Lediglich 13 von 68 Personen konnten konkrete Rechte nennen: Diese hatten besonders das Recht auf Bildung und das Verbot der Kinderarbeit abrufbar.

Klare Sieger bei der Frage wo man sich denn über Rechte informiert (Mehrfachantworten waren möglich) waren Internet, Schule und auch das Elternhaus
. Erfreulich war die Tatsache, dass nur 5 Befragte nirgends/interessiert mich nicht angekreuzt hatten
.

Ist meine Meinung für andere eigentlich wichtig?!

Auch bei den Fragen zur Partizipation bekamen wir teils erfreuliche und teils nicht ganz so erfreuliche Antworten geboten.

Um noch einmal auf das Elternhaus zurückzukommen: Nahezu jede/r Befragte (96%) sieht dort ihre/seine Meinung gehört und ernst genommen und das finde ich persönlich mehr als großartig, denn nicht selten haben Jugendliche das Problem, dass ihrer Meinung zu Hause zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Wie erwartet war das Ergebnis der gleichen Frage nur mit Lehrer/innenbezug eher durchwachsen. 60 % finden, dass Lehrer/innen Wert auf ihre Meinung legen und diese ernst nehmen. Bei der nächsten Frage blieben wir gleich in der Schule und erfragten ob die Schüler/innen Vorschläge für Workshops, Projekte, usw. einbringen können und ob diese dann auch umgesetzt werden. Doch leider fiel das Ergebnis alles andere als erfreulich aus, da 42 % der Befragten für sich keine Chance sehen, Vorschläge wirksam einzubringen.

Nun geht es zu den Politiker/innen und da dürfte vielen Jugendlichen klar sein, dass wir uns nun in deprimierende Prozentgebiete begeben. Nur 12 %(!) sehen ihre Meinung in der Politik wahrgenommen.

Tragisch, deprimierend doch meine Erachtens vollkommen legitim, denn Jugendliche ziehen vor allem in der Grazer Stadtpolitik fast immer den Kürzeren. Bei der hier herrschenden Verbotspolitik ist es für mich nur verständlich, wenn man sich als Jugendliche/r nicht ernst genommen fühlt.

Kann ich meine Freizeit frei gestalten und auch noch Wünsche an die Politiker/innen äußern?

Der für mich spannendste Teil war definitiv die Frage ob man Wünsche an die Grazer Politiker/innen hat und sie fiel positiver als ich gedacht habe aus: denn 59 % haben tatsächlich Wünsche geäußert.

Hier nun genau lesen liebe Politiker/innen: Am relevantesten war „mehr Raum für Jugendliche – mehr Sport und Freizeitangebote“ dicht gefolgt vom Jugendschutzgesetz (längere Ausgehzeiten etc.) und Umweltschutz. An vierter Stelle war tatsächlich mehr Mitsprache für Jugendliche, was zum Thema unserer Umfrage natürlich großartig passt. Des Weiteren werden gratis bzw. günstigere öffentliche Verkehrsmittel, mehr (direkte) Demokratie und die Aufwertung von Bildung als gesellschaftliches Ziel gefordert!

Erfreulich waren auch die Ergebnisse auf die Frage, ob man seine Freizeit so gestalten kann wie man möchte. Denn fast alle (94%) sehen die Möglichkeit zumindest eher, ihre Freizeit frei zu gestalten und am liebsten verbringen sie diese mit Sport, im Schwimmbad,einfach entspannt zuhause oder an öffentlichen Plätzen in der Stadt oder in Parks. Wenn dann noch Freunde/innen dabei sein können, ist für fast alle alles perfekt.

Wozu habe ich diesen Fragebogen überhaupt ausgefüllt?!

Was lernen wir nun aus diesen Ergebnissen? Sowohl Gutes als auch Schlechtes würde ich sagen.

Wir wissen nun, dass – zumindest unter den von uns Befragten – der Politikverdrossenheitsmythos nur bedingt stimmt: viele haben konkrete Wünsche an die Politik geäußert und möchten jedenfalls mehr Möglichkeiten zur Partizipation, doch leider wurde umgekehrt der Vorwurf von Desinteresse an den Wünschen und Meinungen der Jugendlichen seitens der Politik teils bestätigt.

Das was wirklich zählt ist eigentlich die Frage, wie man mit dem Ergebnis umgeht.

Mir fallen dazu zwei Aufrufe ein: „Bildet euch!“ und „Kämpft für eure Meinung!“.

Kinder – und Menschenrechte sind etwas Wichtiges, also informiert euch darüber, wenn ihr schon nicht (in Schule oder wo auch immer) informiert werdet!

Eure Meinung ist wichtig und kann etwas ändern, also kämpft dafür!

 


[1] Die Befragten sind zwischen 14 und 24 Jahre alt, wobei (lediglich) 5 Personen über 18 Jahre sind. Das Durchschnittsalter der Befragten liegt bei 16 Jahre. Auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis wurde bei der Befragung geachtet (49% männliche und 51% weibliche Befragte).


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