Kenne deine Rechte

Kein Bock auf Rechtsrock


„Für die Freiheit, für das Leben – Frei.Wild von der Bühne fegen!“

Freitagnachmittag, 10. Mai. Eine Gruppe Jugendlicher versammelt sich vor der Grazer Stadthalle und zieht anschließend mit Sprüchen wie „Schlechter Reim und national – daraus schlagt ihr Kapital“ zum Eingang des Freigeländes, wo wenige Stunden später das umstrittene Konzert der Band Frei.Wild stattfinden soll.

Wieso wurde demonstriert?

Unter dem Motto „Kein Bock auf Rechtsrock“ traten DemonstrantInnen gegen den öffentlichen Auftritt von Frei.Wild auf. Laut ManifestantInnen trägt die Band wesentlich zur Verbreitung und Legitimation von nationalistischem und gewaltverherrlichendem Gedankengut bei. Das Konzert konnte zwar nicht verhindert werden, dafür wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass gerade die Menschenrechtsstadt Graz kein geeigneter Veranstaltungsort für die mutmaßliche Nazi-Band ist. „Ich denke, dass Bands wie Frei.Wild rechtes Gedankengut mainstreamtauglich machen. Ihre Texte sind Nährboden für rechtsradikale Inhalte und das kann und will ich in unserer Gesellschaft nicht tolerieren“, sagt einer der Demonstranten.

Und was sagen die Rocker über ihre politische Gesinnung?

Von sich selbst behaupten die Südtiroler, keine Befürworter der rechten Szene zu sein und beteuern stets, sich von Neonazis ausdrücklich zu distanzieren. Schließlich habe unter dem Nationalsozialismus „die Heimat gelitten“. Sie bezeichnen sich als „sozialkritische, parteiunabhängige Gruppe mit gesellschaftskritischen Inhalten, die überzeugt von bestimmten konservativen Werten ist.“ Aber wie weit geht es wirklich mit der Gesellschaftskritik?

In einem ihrer Songs beschimpft die Gruppe ihre KritikerInnen als „Arschlöcher“ und hetzt gegen Andersdenkende, die sie als „Gutmenschen und Moralaposteln“ bezeichnen. In „Rache muss sein“ glorifizieren sie körperliche Gewalt gegen Menschen, mit Texten wie: „Denn heut verhaue ich dich, schlag dir mein Knie in die Fresse rein,… das Blut auf meinen Fäusten, es steht mir gut,…ich fang an zu lachen, seh dein entstelltes Gesicht… “.

Darüber hinaus singt Frei.Wild über die „Bedrohung“ durch AIDS und diskriminiert Aidskranke, indem sie ihnen die Schuld an ihrer Krankheit zuschiebt: „Wie viele Menschen sind so aus dem Leben geschieden, durch die eigenen Triebe auf der Strecke geblieben.“ Und nicht zu vergessen: die tiefe Verbundenheit der Band zu ihrer Heimat Südtirol. Ist ja nicht grundsätzlich zu verurteilen, aber spätestens wenn man „Südtirol du bist noch nicht verloren, in der Hölle sollen deine Feinde schmoren“ hört, wird klar, dass in den Liedern nicht nur reiner Patriotismus steckt, sondern völkischer Nationalismus, der bis zur Entstehung nationalistischer Feindbilder führen kann.

Attraktion: Verbotene Inhalte

Kennzeichnend ist, dass die Band mit ihrer Musik ihre Positionen als Tabubrüche verkauft, was ihre Lieder für die Fans umso attraktiver macht. An medialer Aufmerksamkeit mangelt es den Südtirolern zurzeit sowieso nicht. Fraglich dabei ist, ob die Rechtsradikalismus-Vorwürfe dem Ruf der Band überhaupt schaden, oder ob sie in Wirklichkeit dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad der Gruppe zu steigern. Denn auf die Frage, ob die Lieder bezüglich ihrer Inhalte nicht bedenklich sind, antwortet einer der Fans: „Es mag durchaus sein, dass in den Texten rechte Inhalte vorhanden sind, aber man kann jedes Lied zweideutig auffassen. Das ist Einstellungssache.“ Ein anderer Konzertbesucher erwidert: „Es gibt mir zu denken, dass es Menschen gibt, die auf ihr Heimatland scheißen und jeden beschimpfen, der ein bisschen Heimatstolz hat.“

Trotz ihrer öffentlichen Stellungnahmen gegen rechte Gruppierungen wurde Frei.Wild erst kürzlich vorgeworfen, entscheidende Passagen von der Band Stahlgewitter gestohlen zu haben, die offen rechtsextrem ist. So viel zum Thema: „ Wir sind keine Neonazis, wir sind einfach gleich wie Ihr, von hier.“ (Ausschnitt aus dem Lied „Land der Vollidioten“)


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