
Das Bettelverbot – Blindheit für die Probleme anderer
Am 15. Februar 2011 wurde in Graz das Bettelverbot beschlossen. Jetzt, bald zwei Jahre danach, hat sich nicht viel geändert – zumindest nicht unbedingt zum Besseren.
„Organisierte Bettelkriminalität“ war ein Argument
Vor nun schon bald zwei Jahren hat der Steirische Landtag ein Bettelverbot beschlossen
. Die damaligen Argumente für ein Verbot beruhten in erster Linie auf dem Stichwort „organisierte Bettelkriminalität“.
Man meinte, es liege Menschenhandel vor, Gerald Grosz vom BZÖ erstattete sogar aus eben diesem Grund Anzeige, musste nach einem halben Jahr allerdings in einer Pressekonferenz bekanntgeben, dass keinerlei Hinweise auf irgendeinen kriminellen Hintergrund bestünden.
Kaum positive Veränderungen
Doch trotz aller Entkräftungen der Argumente der Befürworter des Bettelverbotes hat sich nichts geändert.
Außer der Tatsache, dass sich die Situation in der Stadt für Bevölkerung und Bettler/innen gleichermaßen verschlechtert hat. Die ehemaligen Bettler/innen verkaufen inzwischen großteils den Global Player, wofür sie nur wenig Geld bekommen. Außerdem ist, wie Pfarrer Wolfgang Pucher in einem Interview mit der Kleinen Zeitung betonte, keiner mehr verantwortlich für die vielen hilfesuchenden Menschen, von denen viele seit Beschluss des Verbotes rumänische Frauen und Kinder sind, die nach Graz kamen, um hier – durch Verkauf des Global Players – an Geld zu kommen. In Einzelfällen wenden sich Bettler/innen auch an Kinder, die wiederum oftmals nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Kinder sollen die Situation verstehen?
Im letzten Frühling war ich gerade auf dem Weg durch die Herrengasse, als eine Bettlerin eine Frau mit Kind ansprach und sie um ein wenig Geld bat. Der Blick der Mutter wurde kalt, sie drängte sich an der Bettlerin vorbei und ging weiter. Ihre kleine Tochter, höchstens sieben Jahre alt, blieb jedoch stehen und betrachtete mit großen Augen die Frau. Diese hielt ihr ein Foto von zwei kleinen Buben hin, murmelte etwas von „ein paar Cent für meine Kinder“ und sah die Kleine flehend an. Die Mutter wurde wütend, drohte der Bettlerin mit der Polizei, schnappte sich ihre Tochter und ging. Als sie mitgezogen wurde, konnte man eindeutig den verstörten Gesichtsausdruck der Kleinen erkennen. Wie sollte sie die Situation auch verstehen? Da war ein offensichtlich armer Mensch und ihre Mutter half nicht.
Hilfe statt Diskriminierung
Viele Erwachsene bringen dem Bettelproblem eine erstaunliche Ignoranz entgegen
. „Einfach weitergehen und nicht beachten“, scheint die Devise zu lauten. Wie mit Scheuklappen gehen einige Menschen durch ihr Leben – blind für die Probleme anderer. Die gehen einen ja „nix an“. Doch im öffentlichen Raum sollte eigentlich Platz für alle sein. Man sollte einander respektieren und nicht ignorieren, helfen und nicht diskriminieren!
Und möglicherweise sollte man lieber für Lösungsvorschläge anstatt unüberlegte Verbote sorgen und somit allen das Leben erleichtern.