
Schuss fällt, Mutter weint
Es gibt viele Arten zu töten…
Du kannst abdrücken, du kannst hängen, du kannst schlagen, oder du setzt dich einfach in dein Auto.
Viel einfacher ist es aber mal kurz den Strom anzuschalten, mit Spritzen zu hantieren oder einfach einen Befehl zu erteilen.
Der Vorteil an letzteren Tötungsvarianten: Man kann die Verantwortung abschieben.
Ich bin 38 Jahre alt und lebe mit meiner Frau Darja und meinen 3 Kindern in einem Einfamilienhaus in Pryvolny, einem kleinen Vorort nahe Minsk. Meine Hobbies sind Modelleisenbahnen, Radausflüge mit meiner Familie, das Fitnessstudio um die Ecke und natürlich mein Stammtisch.
Als ich zum ersten Mal Vater wurde, entschied ich, meinen Offiziersdienst beim weißrussischen Militär zugunsten der Familie zu quittieren und arbeite seitdem als Exekutivbeauftragter.
Mein neuer Arbeitsplatz war auch der Grund für den Umzug nach Pryvolny. Von meiner Haustür bis zum Firmenparkplatz sind es mit dem Auto bei Morgenverkehr nicht ganz zehn Minuten Fahrtzeit.
Anfangs war mein Job eine ziemliche Herausforderung aber wie bei allem, habe ich mich recht schnell eingewöhnt. Ich mag meine Arbeit. Sie verlangt mir nicht allzu viel Kraft ab, ist gut bezahlt, ich treffe wichtige Entscheidungen und ich muss in der Früh nur dreimal umfallen, dann bin ich dort.
Mein Arbeitsplatz unterscheidet sich kaum von anderen
. Ich habe einen normalen Job. Wie viele andere.
Ich bin Exekutivbeauftragter. In der Strafvollzugsanstalt Maly Trostinez.
Meine Arbeit besteht darin, verurteilte Schwerverbrecher aus der Haft zu entlassen. Für immer.
Als ehemaliger Offizier bin ich in Maly Trostinez ein geachteter Mann
. Wie auch beim Militär habe ich den Status eines Befehlshabers und quasi meine eigene „Einheit“. Ich kämpfe auch hier, in meinem neuen Job, für mein Land und beschütze mein Volk. Ich habe meine Arbeit immer zu vollster Zufriedenheit meiner Vorgesetzten und immer nach dem gleichen Schema erledigt.
Der Verurteilte wird zu meiner Einheit auf den Platz mit der Betonmauer gebracht. Am Stacheldrahtzaun der Firma sichern sich Leute die besten Plätze – fast wie im Theater mit freier Platzwahl. Einige weinen, andere fluchen und randalieren, und nicht selten muss die Polizei den einen oder anderen Angehörigen vertreiben.Die meisten Menschen am Zaun jedoch sind ganz still.
Dann kommt mein Einsatz.
Ich wechsle noch ein paar Worte mit dem Verurteilten und fordere ihn auf, nicht zu zittern.
Um einige schreiende Besucher zu übertönen, erteile ich meine Befehle immer mit erhobener Stimme.
Dann fallen Schüsse.
Quellen:
Youtube, Henker in Weißrussland: „Ein Job wie jeder andere.“