
Pisaster
„Österreich nutzte das Potenzial seiner Schüler nicht.“
„Man muss sofort an der Umsetzung von notwendigen Reformen arbeiten.“
„Schlecht, sogar sehr schlecht!“
Das waren die Aussagen unserer Bildungsministerin Claudia Schmied nach der Veröffentlichung der aktuellen Ergebnisse der Pisa-Studie.
Programm zur internationalen SchülerInnenbewertung oder doch eher Mitverfolgung des von SchülerInnen Erreichten?
Die Pisa-Studie der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Developement) gibt es seit 2000 und wurde seitdem drei Mal durchgeführt. PISA steht für „Programme for International Student Assessment“ (Programm zur internationalen SchülerInnenbewertung). Wenn aber die französische Version „Programme international pour le suivi des acquis des élèves“ ins Deutsche übersetzt wird, (Internationales Programm zur Mitverfolgung des von SchülerInnen Erreichten) entsteht ein ganz anderer Eindruck davon, was das Ziel der PISA-Studie sein sollte.
Laut der englischen Version, soll das Wissen der SchülerInnen genau bewertet und überprüft, der französischen zufolge jedoch lediglich ermittelt werden.
Können wir nicht lesen?
Da sich über das Ziel der Pisa-Studie nun streiten lässt, konzentriert man sich lieber auf die Ergebnisse die am 7
. Dezember veröffentlicht wurden. Den Rankings zufolge, hat Österreich wie wir wissen, nicht sehr gut abgeschnitten
.
In zwei der drei getesteten Kategorien (Lesen, Naturwissenschaften, Mathematik) liegt Österreich unter dem Durchschnitt der OECD-Mitgliedsstaaten, vor allem das sinnerfassende Lesen scheint den 15-jährigen Österreichern und Österreicherinnen gar nicht zu liegen.
Österreich versus Finnland
Aber vermutlich liegt das Problem nicht an den SchülerInnen, vielleicht auch nicht unbedingt an den LehrerInnen des Landes. Die Verantwortung ist viel eher in unserem Bildungssystem und somit auch bei der österreichischen Regierung zu suchen.
Wird unser Schulsystem mit dem Finnlands verglichen, sieht Österreich sehr müde aus. Ich würde es nicht wagen zu behaupten, dass Finnland uns in allen Bereichen der Bildung voraus ist. Aber es ist eine Tatsache, dass Finnland seit Einführung des Pisa-Tests, immer sehr gut abschnitt, Österreich hingegen eher weniger gut.
Seit den siebziger Jahren gibt es in Finnland eine Gesamtschule, die es möglich macht, dass jeder Mensch den gleichen Grad an grundlegender Bildung erreichen kann. Auch die Tatsache, dass Finnland beispielsweise viel mehr Wert auf eine gute Ausbildung der LehrerInnen legt als Österreich, oder auch Begabungen individuell fördert bzw. individuelle Unterstützung bietet sofern Fehlentwicklungen zu erkennen sind, trägt höchstwahrscheinlich zum guten Abschneiden der Nordeuropäer bei.
Unsicherheit der Politik – zu unserem Leidwesen
Sollen wir SchülerInnen nun darunter leiden, dass unsere Politik es nicht fertig bringt, an einem sinnvollen und realistischen Bildungssystem zu arbeiten? Seit Jahren startet die Regierung immer wieder halbherzige Versuche, das Bildungssystem zu ändern oder gar zu verbessern – doch das gelingt mehr schlecht als recht, beziehungsweise gar nicht.
Wenn sich diese Versuche nicht schnellstmöglich zu einem realisierbaren Plan entwickeln, und dieser Plan dann auch tatsächlich umsetzbar ist, sieht es mit der Zukunft der österreichischen Jugend wohl schlecht aus. Sogar sehr schlecht!
Weiterführende Links zur Pisa Studie
- OECD
- Pisa Ergebnisse 2009
- So sieht ein „PISA-Sieger“ aus
- Education at a Glance 2009: OECD Indicators (eine Vergleichsstudie der OECD-Länder)
- Bildungssystem in Finnland
Recht auf Bildung
- Artikel 26, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 1948
- Artikel 13 und 14, Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte
- Artikel 2,1. Zusatzprotokoll, Europäische Menschenrechtskonvention,1950
- Artikel 28 und 29, Kinderrechtskonvention